nach oben
nach oben
Geschlechtsbestimmung im Brut-Ei
„Ein guter Tag für den Tierschutz“
Das Ende des massenhaften Kükentötens ist in Sicht: Nach jahrelanger Forschung hat die REWE Group ein neues Verfahren vorgestellt, bei dem das Geschlecht bereits im Brut-Ei bestimmt wird. Wie das den Weltmarkt revolutionieren könnte und was Bundeslandwirtschaftsminister Schmidt dazu sagt, sehen Sie jetzt im Video.
Pro Jahr werden in Deutschland 45 Millionen männliche Küken getötet, weil sie keine Eier legen. Die REWE Group will dem Töten nun ein Ende setzen - mit einem innovativen Verfahren, bei dem das Geschlecht bereits im Brut-Ei bestimmt wird. Allein in Deutschland sind es jedes Jahr rund 45 Millionen: Die männliche Küken der Legehennenrassen werden nach dem Schlüpfen getötet, da sie naturgemäß keine keine Eier legen und es unwirtschaftlich ist, die Tiere zu mästen. Im Vergleich zu Masthühnern würden sie deutlich länger brauchen, um ausreichend Fleisch anzusetzen. Zwar werden einige dieser sogenannten „Bruderhähne“ derzeit im Rahmen von Pilotprojekten aufgezogen. Dies erscheint Experten aber aktuell keine Lösung für den Massenmarkt zu sein. Umso bedeutender ist es, dass mit den Fördergeldern des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft universitäre Grundlagenforschungen finanziert werden mit dem Ziel, ein praxistaugliches Verfahren zur Geschlechtsbestimmung im Brut-Ei zu entwickeln.
Am Donnerstag (6. Juli) stellten Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt, Professor Dr. Almuth Einspanier von der Universität Leipzig und Dr. Ludger Breloh von der REWE Group erstmals in einer Brüterei im Landkreis Oldenburg der breiten Öffentlichkeit das endokrinologische Verfahren zur Geschlechtsbestimmung im Brut-Ei vor.
Geschlecht im Ei zu 95 Prozent bestimmmbar
Dabei wird dem Ei mittels einer feinen Injektionsnadel Flüssigkeit entnommen, anhand derer mit einem Marker das Geschlecht des künftigen Kükens bestimmt werden kann. In aktuellen Versuchsreihen mit dem ersten Prototypen liegt die Genauigkeit der Bestimmung des Geschlechts bereits sehr hoch und erreicht mindestens die in der Praxis geforderten 95 Prozent. Das endokrinologische Verfahren hat somit das Potenzial, in den nächsten Jahren die Praxis des Tötens von männlichen Legehennenküken zu überwinden.

„Ich freue mich sehr, dass wir in Deutschland eine Vorreiterrolle einnehmen und unserem Ziel, das Töten männlicher Küken zu beenden, einen entscheidenden Schritt näher kommen. Hier wird von allen Beteiligten Pionierarbeit im Sinne des Tierwohls und des Tierschutzes geleistet – das ist der Einstieg in den Ausstieg!“, erklärt Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt im Rahmen eines Pressegesprächs in Großenkneten.
Minister Christian Schmidt, Seleggt-Geschäftsführer Ludger Breloh und Prof. Almuth Einspanier, Uni Leipzig, (v.l.) vor dem Prototypen
Großes Medieninteresse: Prof. Almuth Einspanier, Uni Leipzig, im Interview
Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt
Dr. Ludger Breloh, REWE Group-Bereichsleiter und Geschäftsführer von „Seleggt“
Professor Dr. Almuth Einspanier von der Universität Leipzig
Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt im Interview


Ein Pieks ins Ei genügt
Professor Dr. Almuth Einspanier von der Universität Leipzig beschreibt: „Wir entnehmen dem befruchteten Brutei eine minimale Menge der Allantoisflüssigkeit – embryonaler Harn – am 8. bis 10. Bruttag – also noch bevor ein mögliches embryonales Schmerzempfinden entsteht. Mithilfe eines Markers gehen wir dann auf die Suche nach einem bestimmen Hormon. Weisen wir dieses nach, so entwickelt sich ein weibliches Küken. Fehlt dieses Hormon, dann wird es ein männliches Küken, das nicht weiter ausgebrütet wird. Die weiblichen Küken schlüpfen ohne Probleme. Wir haben also mit der Geschlechtsbestimmung im Ei ein Verfahren, das einerseits bereits im Versuchsstadium eine sehr hohe Sicherheit in der Bestimmung bietet und andererseits die weitere Entwicklung der Embryos zum Küken nicht beeinflusst.“

Ziel: Prototyp zur Praxisreife entwickeln
Jedoch ist es noch ein weiter Weg bis zur Praxisreife: Die größte Hürde darin besteht, die Arbeitsgeschwindigkeit und den Beprobungserfolg des Prototypen zu erhöhen, der ursprünglich vom Institut für Mikroelektronik- und Mechatronik-Systeme (IMMS), Illmenau, mitentwickelt wurde. Aktuell können nur einige Eier pro Stunde untersucht werden. Bei 100 Millionen Eiern, die in Deutschland pro Jahr bestimmt werden müssten, ist das zu langsam. Deswegen hat die REWE Group, die bereits Bruderhahn-Projekte unterstützt, gemeinsam mit einem holländischen Technologie-Unternehmen das Joint Venture „Seleggt“ mit Sitz in Köln gegründet.
„Wir werden gemeinsam mit dem Team von Frau Professor Einspanier und unserem holländischen Partner die viel versprechende Grundlagenforschung zur endokrinologischen Geschlechtsbestimmung zur Praxisreife weiterentwickeln. Das ist noch ein längerer und kostenintensiver Weg. Können wir das bisherige Tempo der Fortschritte halten, so glaube ich, dass wir in zwei Jahren die Serienreife erreicht haben. Dennoch halte ich die Entwicklung und Förderung des Zweinutzungshuhns für nicht minder wichtig. Die Geschlechtsbestimmung im Brut-Ei ist dabei eine Art Brückentechnologie“, erklärt Dr. Ludger Breloh, REWE Group-Bereichsleiter und Geschäftsführer von „Seleggt“.
Mein Kommentar
Kommentieren
Newsletter