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Kaffee ist für Thomas Stroeks mehr als nur ein Job. / Fotos (4): Achim Bachhausen
Bohnen-Einkäufer Thomas Stroeks
Die Kaffeetante
von Stefan Weber
Genussmittel, Muntermacher, Lebenselixier: Kaffee ist das Lieblingsgetränk der Deutschen. Oma trank noch Blümchenkaffee. Mittlerweile sind die Käufer anspruchsvoller, weiß Thomas Stroeks, der bei der REWE Group für den Einkauf von Kaffee verantwortlich ist. „Die Bohnen sollen sortenrein sein und möglichst aus nachhaltigem Anbau stammen.“
Bohnen aus Brasilien - UTZ-zertifiziziert und mit Pro Planet-Label
Die Getränkefrage ist schnell geklärt. Natürlich gibt es Kaffee bei Thomas Stroeks. In diesem Fall einen Lungo Intenso der Penny-Eigenmarke San Fabio. Ohne Milch, ohne Zucker und aus der Kapsel. Zehn Stück kosten 1,74 Euro. Das ist etwa die Hälfte dessen, was Kapsel-Pionier Nespresso für eine vergleichbare Sorte verlangt. „Schmeckt gut, nicht wahr?“, fragt Stroeks.
Der 37-jährige verantwortet bei der REWE Group den Einkauf von Kaffee. Er gehört zu den Menschen, bei denen der Beruf auch ein gutes Stück Berufung ist. „Mir war früh klar, dass ich später irgendetwas mit Lebensmitteln machen wollte“, erzählt Stroeks. Mit elf Jahren steht er abends am elterlichen Herd, weil er statt der üblichen Brote etwas Warmes essen möchte. Nach der Schulzeit macht er bei REWE eine Ausbildung zum Groß- und Außenhandelskaufmann. Danach studiert er in Düsseldorf und im spanischen San Sebastian Wirtschaftswissenschaften.
Über einen seiner Professoren kommt er dann in Kontakt mit der Warengruppe,  die ihn fortan nicht mehr loslässt: Kaffee. In seiner Diplom-Arbeit beschäftigt sich Stroeks, na klar, mit den schwarzen Bohnen: Zur Recherche macht er ein Praktikum bei einer Kaffeeexportfirma in Guatemala. Drei Monate kurvt er in dieser Zeit mit einem geliehenen Suzuki Allradwagen zwischen den Kaffeeplantagen, begleitet den Weg der Bohnen von der Ernte bis zum Hafen, wo sie verschifft werden. Aus Angst vor Überfällen sei bei diesen Transporten immer ein bewaffneter Sicherheitsmann dabei gewesen, erzählt Stroeks. Der Titel seiner Arbeit lautet:
„Marktchancen von nachhaltig produziertem Spezialitätenkaffee aus Guatemala“. „Als ich fertig war mit dem Studium, wurde bei REWE gerade eine Kaffeetante gesucht – da war ich genau richtig“, erinnert sich der gebürtige Düsseldorfer, der schon lange in Köln wohnt. „Kaffeetante“ – er sagt das ein wenig verächtlich, aber im Grunde ist es genau das, was er machen möchte. Er beginnt 2008 als Assistent, steigt auf zum Einkaufsbeauftragten und wird 2010 verantwortlicher Einkäufer – neben Kaffee zuständig auch für Tee und Kakao, süße Brotaufstriche, Ceralien, Müsli, Haferflocken, Fertiggerichte ungekühlt nass und trocken sowie Fixgerichte.
Stroeks sitzt in seinem Büro an der Stolberger Straße in Köln. An den Wänden drei markant bedruckte Kaffee-Säcke aus Mexiko, Peru und Guatemala. Das passt zu seinem Beruf und einem seiner liebsten Hobbys: dem Reisen. Er ist „Länder-Sammler“. Knapp 40 hat er bereits bereist, darunter, natürlich, viele Kaffee-Regionen. Was macht Kaffee so besonders? Warum sagen wir „Lass uns auf einen Kaffee treffen“, auch wenn wir dann Wasser oder Bier trinken? Kaffee, so sagt der REWE-Einkäufer, sei ein Lebenselixier. Genussmittel, Muntermacher und manchmal auch ein klein wenig Droge. Für jene drei Viertel der Bevölkerung, die ihn regelmäßig trinken, ist das sicher so. Etwa 150 Liter nimmt jeder Deutsche im Durchschnitt pro Jahr zu sich – so viel wie von keinem anderen Getränk. Wasser und Bier inklusive. Und dennoch ist da nach Einschätzung von Stroeks noch Luft nach oben. „In Finnland wird noch mehr Kaffee pro Kopf getrunken“, bemerkt er.
Der Markt ist in Bewegung. Vollautomaten, Pads und Kapseln erleichtern eine frische, portionsweise Zubereitung. Seit dem Vormarsch dieser Zubereitungsarten, werde weniger Kaffee weggeschüttet, beobachtet Stroeks. Vorbei die Zeiten, in denen eine ganze Kanne aufgesetzt und stundenlang warmgehalten wurde. Gleichwohl: Der gute alte Filterkaffee bringt es nach Angaben der GfK immer noch auf einen Marktanteil von etwa 66 Prozent. Überraschend, wo doch die Zeiten von „Draußen gibt’s nur Kännchen“ und Blümchen-Kaffee (wo der Kaffee so dünn war, dass die Blumen auf der Innenseite der Porzellantassen sichtbar waren) vorbei sind. Aber entscheidend ist der Trend. „Traditioneller Kaffee verliert weiter. Vor der Einführung der Kaffeepads um 2004 betrug der Anteil noch über 90 Prozent und hat sich seit dem immer weiter verschoben“,  sagt der REWE-Einkäufer.
Stroeks bezeichnet sich in Sachen Kaffee als Genießer: „Ich bin kein Massentrinker, auch wenn ich zwischendurch mal einen Koffein-Kick brauche.“ In seinem Büro steht ein Kapselgerät. Zu Hause hat er eine Profimaschine, „wie sie beim Italiener steht, mit Siebträger und Festwasseranschluss.“ Seine Lieblingssorte? Da muss er nicht lange überlegen: REWE feine Welt Incahuasi. Deren Bohnen stammen aus einer Zusammenarbeit von REWE mit der Kleinbauernkooperative Valle De Incahuasi in Peru. Stroeks war es, der diese Partnerschaft vor ein paar Jahren angestoßen hat. Deshalb ist ihm dieser Kaffee nicht nur eine Geschmacks- sondern auch eine Herzenssache.
Sortenreine Mischung, Malgrad, Dosierung, Brühtemperatur – Stroeks räumt ein, dass bisweilen „viel Gedöns“ um das Lieblingsgetränke der Deutschen gemacht wird.
„Aber das macht den Kaffee wertiger und einiges stimmt tatsächlich. Immerhin besteht Kaffee zu 98 Prozent aus Wasser“, sagt er. Gleichwohl ist Kaffee ein Eckartikel. Aktionspreise für bestimmte Marken sorgen für Frequenz im Laden. Aber die Käufer schauen auch genauer hin. Der Kaffee soll möglichst sortenrein sein, manchmal auch aus einer bestimmten Region stammen und immer häufiger nachhaltig angebaut sein. Der Anteil zertifizierten Kaffees am Röstkaffeemarkt beträgt nach Angaben des Kaffeeverbandes etwa acht Prozent. „Tendenz  steigend“, beobachtet Stroeks. Jedenfalls hat REWE bis jetzt bereits 19 Pro Planet-gelabelte Kaffeeartikel im Sortiment.
Von der DDR bis Friedrich dem Großen - Wissenswertes über Kaffee
Das macht die REWE
Kaffeeanbau ist häufig Sache von Kleinbauern. Gut zwei Drittel der weltweiten Ernte stammt von Betrieben in Südamerika, Asien und Afrika, die im Durchschnitt nur drei Hektar groß sind. Das entspricht der Fläche von vier Fußballfeldern. Zu wenig, um im Alleingang effizient bewirtschaftet zu werden. Die Erträge reichen oft nicht aus, um den Kaffeebauern und ihren Familien ein gutes Einkommen zu sichern und Vorsorge für die Zukunft zu ermöglichen. Neben Geld fehlt es ihnen oft an Bildung. Die Bauern wissen wenig über den richtigen Umgang mit Pflanzenschutzmitteln, medizinische Versorgung und ein sicheres Arbeitsumfeld. So birgt der Kaffeeanbau nicht nur ökonomische, sondern auch ökologische Risiken. Denn Pflanzenschutzmittel, die in die Gewässer gelangen, belasten die Umwelt und gefährden die Artenvielfalt.
Die REWE Group setzt sich für einen nachhaltigeren Kaffeeanbau ein. Die Bohnen für die Pro Planet-Kaffee aus Mittel- und Südamerika, Asien und Afrika werden nach dem Standard von UTZ Certified angebaut und geerntet.
In Zusammenarbeit mit den ortsansässigen Behörden und Regierungsvertretern hilft die Organisation Kaffeebauern, moderne Anbaumethoden zu erlernen. So verbessern sie ihre Ernte, ihr Einkommen und ihre Perspektiven. Zugleich schonen sie die Umwelt sowie die natürlichen Ressourcen der Erde. Um die Zertifizierung zu erhalten, müssen die Kaffeebauern im ersten Jahr grundlegende ökonomische, soziale und umweltrelevante Kernkriterien erfüllen. In den folgenden Jahren werden die Anforderungen erhöht, so dass eine kontinuierliche Verbesserung der Anbaubedingungen erzielt wird. 
Der Fortschritt wird regelmäßig von unabhängigen Auditorganisationen überprüft.

Damit Kaffee-Käufer sicher sein können, tatsächlich nachhaltiger angebauten Kaffee zu erwerben, müssen zertifizierte und nicht zertifizierte Produkte entlang der gesamten Lieferkette konsequent getrennt werden. Für UTZ-zertifizierten Kaffee mit dem Pro Planet-Label ist das sichergestellt.
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