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Betriebsratswahl bei der REWE Group
Begleiter in allen Arbeits- und in manchen Lebenslagen
von Bettina Rees und Laura Wagner
„Wer gehört werden will, muss reden“, sagte Alt-Kanzler Helmut Schmidt. Wer reden will, braucht eine Stimme. Für die Belegschaft will der Betriebsrat diese Stimme sein. Dazu wiederum braucht er deren Zustimmung in Form von Stimmen. Diese können wahlberechtigte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter alle vier Jahre bei der Betriebsratswahl abgeben. 

2018 ist es wieder so weit, auch bei der REWE Group. Zwischen März und Mai sind die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aufgefordert, ihre Betriebsräte zu wählen. Vier Fakten und zwei Betriebsräte bringen das Warum und Wie der Wahl näher: 

Informieren, mitwirken, mitbestimmen

Wissenswertes über die Aufgaben und Rechte eines Betriebsrats in vier Punkten.

1. Was ist eigentlich der Betriebsrat?
Der Betriebsrat ist ein Zusammenschluss aus Mitarbeitern eines Unternehmens, die die Interessen der Arbeitnehmer im Betrieb vertreten. Die Amtszeit beträgt vier Jahre, die Anzahl der Betriebsräte ist von der Anzahl von Wahlberechtigten im Unternehmen abhängig. Betriebsrat und Arbeitgeber arbeiten eng zusammen, zum Wohle der Mitarbeiter und des Betriebes.

2. Welche Aufgaben hat der Betriebsrat?
Die generelle Aufgabe des Betriebsrates besteht in der Förderung und Sicherung der Beschäftigung der Arbeitnehmer. Konkrete Aufgabenfelder des Betriebsrates sind unter anderem:

  • Gestaltung der Arbeitsplätze
  • Personalangelegenheiten, wie Kündigungen und Einstellungen
  • Umgruppierung und Versetzung
  • Wirtschaftliche Angelegenheiten, wie Ausarbeitung eines Sozialplans
  • Überwachung der Einhaltung von Gesetzen und Vereinbarungen
  • Förderung von älteren Beschäftigten
  • Gleichstellung von Frauen und Männern

3. Welche Rechte hat der Betriebsrat?
Der Betriebsrat handelt auf Basis des Betriebsverfassungsgesetzes. Er hat drei Beteiligungsrechte: 

4. Welche Gremien vertreten außerdem das Interesse der Arbeitnehmer?
Zusätzlich zum Betriebsrat gibt es gesonderte Gremien, wie die Schwerbehindertenvertretung sowie die Jugend- und Auszubildendenvertretung. Die beiden Zusammenschlüsse richten sich an gezielte Arbeitnehmergruppen und sind als separate Gremien anzusehen.

Rechte für Kumpel
Es waren sozialliberale Unternehmer, die in ihren Fabriken ab 1850 mit einer Fabrikordnung Arbeiterausschüsse einführten. Als erster Staat in Deutschland regelte Bayern im Jahr 1900, gefolgt von Preußen, mit einem Gesetz die Arbeiterausschüsse im Bergbau. 
Die Rechte und Pflichten von Betriebsräten wurden erstmals 1920 in der Weimarer Republik erfasst, nach dem Zweiten Weltkrieg wurden sie in dem 1952 erlassenen Betriebsverfassungsgesetz geregelt, das bis heute immer wieder in größerem oder kleinerem Maße Veränderungen erfuhr.
„Lotsen im
Arbeitsleben“
Wollen dem Betriebsrat der RZO Köln/Systems ein Gesicht geben: Sylvia Wendland und Maik Esser. Fotos: Sebastian Amaral Anders

Welche Aufgaben haben die Betriebsräte der REWE Group, welche Herausforderungen warten auf sie nach der Wahl? Das erläutern stellvertretend für ihre Kollegen Sylvia Wendland und Maik Esser, die Vorsitzende des Betriebsrats der RZO-Köln /Systems und ihr Stellvertreter. Hier wählen rund 2.200 Kollegen am 12. April ihren Betriebsrat. 

1. „Unsere Arbeit ist sehr vielfältig und ein wesentlicher Faktor für die Mitarbeiterzufriedenheit!“ oder: Was macht der Betriebsrat?

one: Frau Wendland, Herr Esser: Wie erklären Sie einem neuen Kollegen, was der Betriebsrat für ihn tun kann?
Sylvia Wendland: Wir sind Lotsen im Arbeitsleben, begleiten in schwierigen Situationen und stehen den Kolleginnen und Kollegen beratend zur Seite. Der Betriebsrat überwacht die Einhaltung der Gesetze und vertritt die Interessen der Kolleginnen und Kollegen gegenüber dem Arbeitgeber. 
Maik Esser: Wir sind Ansprechpartner für alles, was den Beruf betrifft und wo jemand nicht weiter weiß. Denn viele kennen ihre Ansprüche nicht: Wie viele freie Tage stehen ihnen zu, wenn sie heiraten, wie gestalten sich die Geburtsbeihilfen... Bei sehr vielen Themen, ob beim Gehalt, bei flexibler Arbeitszeit oder Gefährdungsbeurteilungen, da ist das Gesetz die eine Sache. Wir vom Betriebsrat sind dafür da, auf die Einhaltung und konkrete Umsetzung der Gesetze zu achten. 

Sylvia Wendland

Sylvia Wendland: Die Gesetzeslage ist ständig im Wandel: Mutterschutz, Elternzeit, Sabbaticals, pflegende Angehörige, Entgelttransparenzgesetz und das Thema Rente. Gerade hier wird unsere Beratung immer wichtiger: Die einen wollen länger arbeiten, andere möchten vielleicht früher in Altersteilzeit gehen.

one: Wie sieht Ihr Engagement für ältere Arbeitnehmer aus?
Sylvia Wendland: Klar ist, dass wir alle länger arbeiten gehen werden. Und daher sollte Arbeit auch für Ältere interessant bleiben. Das bedeutet Herausforderung und Flexibilität bei der Umsetzung der Anforderungen. Das Thema Gesundheitsförderung und –schutz hat einen besonderen Stellenwert für uns.

one: Bei welchen Themen ist der Betriebsrat noch mit im Boot?
Maik Esser: Wir waren mit im Boot bei der Flexibilisierung der Arbeitszeiten, der Einführung von Home office. Das Thema Betriebskita war jahrelang vor ihrer Umsetzung Thema in den Betriebsratssitzungen (Anm.d.Red.: den Kölner Standorten stehen zwei Betriebskitas zur Verfügung), da haben wir lange verhandeln müssen. Ein solches Angebot ist aber für ein Unternehmen unserer Größe wichtig, gerade in den Zeiten, wo es immer schwieriger wird, Mitarbeiter zu bekommen.

one: Wissen die Mitarbeiter immer, wo der Betriebsrat mit dabei ist?
Maik Esser: Wir engagieren uns mit vielen Angeboten dafür, die Mitarbeiterzufriedenheit zu steigern: wir organisieren die Mitarbeiterangebote und die Renteninformationstage, die genauso gut angenommen werden wie unsere Sprechtage, wo wir über Elternzeit und damit verbundene Themen informieren, und auch zu Kollegen in Elternzeit halten wir Kontakt. Wir machen immer wieder Angebote, um die Kollegen zu informieren, manchmal klappt das gut, manchmal müssen wir mehr die Werbetrommel rühren.
Sylvia Wendland: Ich nehme das mal als Herausforderung mit, dass wir noch mehr kommunizieren müssen zu den Themen, die bei uns aktuell im Fokus stehen, wie Digitalisierung und Datenschutz, Gehaltsanpassungen. 

2. „Wir wollen dem Betriebsrat wieder ein Gesicht geben“ oder Wie kommt man der Belegschaft näher?

one: Kommunikation ist ein gutes Stichwort: Wie sehr suchen die Mitarbeiter den Kontakt zu Ihnen?
Maik Esser: In guten Zeiten suchen leider nur die wenigsten den Kontakt zum Betriebsrat. Das sahen wir auch an der recht niedrigen Wahlbeteiligung vor vier Jahren. Die Leute kommen meist erst, wenn etwas vorgefallen, wenn ein Problem nicht nur entstanden, sondern meist schon fortgeschritten ist. 

Maik Esser one: Geht es den Kollegen zu gut? Oder sind Sie als Betriebsrat zu fern?
Sylvia Wendland:
Es ist eine Mischung. Wir sehen es als Aufgabe an, die Nähe zu den Kolleginnen und Kollegen zu suchen und dem Betriebsrat wieder ein Gesicht zu geben. Das Nebeneinander soll wieder zu einem Miteinander werden. Das ist ja auch das Motto unseres Betriebsrats: „Für ein starkes Miteinander“.

3. „Wir wollen alle, dass es weitergeht“ oder: Wie funktioniert Betriebsratsarbeit in Zeiten des demografischen Wandels?

one: Wie geht es unserem Unternehmen aus Betriebsratssicht?
Sylvia Wendland: Wir können stolz darauf sein, was unsere Betriebsratskollegen in der Vergangenheit erreicht haben. Jetzt gilt es diese Ergebnisse zu erhalten und zukunftsfähig zu machen.

one: Machen Sie sich Sorgen um die Arbeitsplätze?
Maik Esser: Nein. Eher ist der Fachkräftemangel ein großes Thema, insbesondere bei der REWE Systems. Wir versuchen Ideen zu entwickeln, die nicht viel kosten, aber große Wirkung hinsichtlich der Arbeitgeberattraktivität haben, Stichwort „war for talents“. 
Sylvia Wendland: Nicht umsonst ist die REWE Group wieder als Top Arbeitgeber ausgezeichnet worden. Das ist gut, denn nur mit Vereinbarkeit von Beruf und Familie, flexiblen Arbeitszeiten oder Entwicklungsmöglichkeiten bekommen wir gute Leute

one: Sie sprechen viel von „Wir“...
Maik Esser: Beide Seiten wollen doch, dass das Unternehmen weiter besteht und sich weiter entwickelt, seine Marktposition stärkt und ausbaut. Es mit überzogenen Erwartungen vor die Wand fahren - das will keiner.

Seit Oktober 2017 stehen Sylvia Wendland und Maik Esser als Vorsitzende und ihr Stellvertreter dem Betriebsrat der RZO/REWE Systems vor.
Die Vorsitzende des Betriebsrats RZO/Systems, Sylvia Wendland, ist 16 Jahren im Unternehmen, seit acht Jahren im Betriebsrat. Ihr Stellvertreter Maik Esser ist seit fast 20 Jahren im Unternehmen, seit 2006 im Betriebsrat, seit 2012 freigestellt.
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