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Intelligente Verpackungen
Alles andere als Müll
von Stefan Weber
Ist der Joghurt noch gut? Das erkennen Verbraucher ganz einfach am verfärbten Becher. Zumindest wenn es nach dem neuesten Stand der Forschung geht. Denn ob mitdenken, sprechen oder kontrollieren -  intelligente Verpackungen von morgen können viel mehr als nur den Inhalt zu schützen.
Am Anfang waren Blätter, Tongefäße, Körbe. Später kam Oma mit ihrem Einmachglas: Seit Jahrhunderten verpacken Menschen Waren, um sie haltbar zu machen,  um sie leicht transportieren zu können oder um mit ihnen Handel zu treiben. Verpackungen mussten vor allem eins sein: zweckmäßig. Dann wurde der Marketingwert der Verpackung erkannt als Plattform, um Informationen zu transportieren, Emotionen beim Kunden zu wecken und sich vom Wettbewerb abzuheben.

Und morgen?

Andreas Steinle, Geschäftsführer der Zukunftsinstitut Workshop GmbH, reichen drei Worte, um zu beschreiben, wie die Verpackung seiner Meinung nach der Zukunft aussehen wird: „smart, sinnlich, schadstofffrei“.
Tatsächlich hat sich die Verpackung mit Beginn der digitalen Revolution zahlreiche Zusatzmerkmale verschafft, die sie immer weiter verfeinert. Sie denkt mit, kann uns erinnern, wenn wir zum Beispiel ein Medikament einnehmen sollen, macht Lebensmittel länger haltbar und kann sie auf Knopfdruck erwärmen, riecht gut, schmeichelt beim Anfassen. Sie kann sprechen und darf am Ende sogar aufgegessen werden.

Wer sich mit modernen Verpackungstechnologien auseinandersetzt, kommt vor allem an Printed Electronics (zu deutsch: gedruckter Elektronik) nicht vorbei. Das sind leitfähige Kunststoffe oder Tinten, die in flüssiger oder pastöser Form großflächig und kostengünstig auf Folie, Glas, Papier oder Textilien gedruckt werden können. Gegenüber der konventionellen Elektronik werden dabei extrem dünne, flexible und transparente elektronische Komponenten verwendet.

Was können intelligente Verpackungen?

...sie können sprechen
Kleingedruckte Inhaltsstoffe auf der Verpackung zu entziffern oder den Beipackzettel zu lesen, bereitet mitunter schon jungen Menschen Schwierigkeiten. Also: Lupe zur Hand nehmen? Umständlich. Besser: Lautsprecher an! Integrierte Boxen in der Verpackung oder Sensoren können hierbei helfen. Sie lesen auf Wunsch Beipackzettel nebst individueller Dosierung oder Inhaltsstoffe von Lebensmitteln vor.

...sie lassen sich rückverfolgen
Sie sind so klein, dass sie in Etiketten oder Verpackungsmaterialien für den Verbraucher oft nicht zu erkennen sind: RFID – also kleine Sensoren, die eine lückenlose Nachverfolgung von Verpackungen und damit von Produkten ermöglichen. So kann bei Bedarf jede Verpackung identifiziert und schnell zurückgerufen werden. Zudem erlauben die niederfrequenten Sender dem Verbraucher, sich zusätzliche Informationen über das Produkt zu beschaffen. Er kann nachvollziehen, woher die Rohstoffe stammen oder wo und wann die Ware weiterverarbeitet wurde.

…sie können die Haltbarkeit anzeigen
Ist er Joghurt noch gut? Bisher lieferte das Mindesthaltbarkeitsdatum zumindest einen Anhaltspunkt – wird von vielen Verbrauchern jedoch noch immer falsch verstanden. Denn viele Produkte sind weitaus länger haltbar als das MHD anzeigt. Abhilfe könnte bald eine innovative Verpackung schaffen, die ihre Farbe ändert und damit anzeigt, dass das Produkt für den Verzehr ungeeignet ist. Dabei sind zum Beispiel Veränderungen im pH-Wert ausschlaggebend für die Farbänderung der Verpackung. Chemische Substanzen kommen dabei, eingearbeitet in den thermoplastischen Kunststoff der Verpackung, als Indikatoren zum Einsatz. Dadurch ändert die Verpackung ihre Farbe, wenn das Produkt beschädigt wurde und signalisiert dem Verbraucher, dass die Ware ihre ursprünglichen Eigenschaften verloren hat.

...sie bieten Schutz vor Fälschungen
Produktpiraterie betrifft vor allem Produzenten von Luxusgütern, wird aber immer mehr auch zu einem Problem für Hersteller alltäglicher Waren. Neue Verpackungslösungen können für mehr Sicherheit sorgen. Hologramme, synthetische DNA, Lasercodes oder besondere Druckfarben garantieren die Echtheit, so genannte Temper-Evidence-Verschlüsse zeigen an, wenn eine Verpackung geöffnet wurde und Track-&-Trace-Systeme mit RFID-Chips und individuellen Produktnummern ermöglichen eine lückenlose Rückverfolgung.

...sie schützen temperatursensible Waren
Manche Gefäße können rekordverdächtige minus 150 Grad Celsius bis zu zehn Tage halten. Das reicht, um hochsensible Waren, zum Beispiel Medikamente,  auch über längere Strecken zu Patienten zu transportieren. Printed Electronics mit Time Temperature Indicators garantieren die zuverlässige Überprüfung der Temperatur in einem festgelegten Zeitraum und schlagen Alarm, wenn der vorgeschriebene Schwellenwert über- oder unterschritten wird.
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VerpackungPlastik
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