Der BUND hat – nach 2021 und 2022 – erneut bienenfreundliche Pflanzen im Handel auf Pestizidrückstände untersucht. Als einziger der sieben untersuchten Gartencenter und Baumärkte wurden bei toom keine bienengefährlichen Pestizide auf als bienenfreundlich ausgelobte Pflanzen nachgewiesen. Wir haben mit Ribanna Jansen, Project Manager Sustainability bei toom, über das „Nützlingsfreundlich“-Sortiment, die unterschiedlichen Bedürfnisse von Nützlingen und die Qualitätskontrolle bei toom gesprochen.
Dominique Rotondi „Die konsequente Umsetzung unserer strategischen Ausrichtung trägt Früchte. Denn Insektenschutz geht uns alle etwas an! Uns freut es sehr, dass wir als toom unseren Kund:innen Pflanzen anbieten können, die nachweislich keine bienengefährlichen Pestizide enthalten und somit ein nachhaltigeres Gärtnern möglich machen“, erklärt Dominique Rotondi.
Bereits 2015 hatte toom besonders bienengefährliche Pestizide ausgelistet und im Folgejahr zunächst das Bienenfreund-Sortiment eingeführt, das 2021 durch das heutige „Nützlingsfreundlich“-Sortiment abgelöst wurde.
Das „Nützlingsfreundlich“-Sortiment hilft Kund:innen hier bei der besseren und schnelleren Auswahl. Damit ist toom nicht nur der erste Baumarkt, der sein insektenfreundliches Sortiment extern bewerten lässt, sondern nimmt auch mit der Differenzierung nach Nützlingen eine Vorreiterrolle ein. Bei diesen Pflanzen ist der Einsatz von sämtlichen bienengefährlichen Wirkstoffen in der Produktion verboten.
toom pflegt zudem bereits seit 2015 ein intensives Rückstandsmonitoring bei der Pflanzenproduktion. Auch im Bereich des Pestizidsortiments arbeitet toom mit GLOBAL 2000 zusammen. Ziel der Kooperation ist es, das komplette Pestizidsortiment auf Risiken für Mensch und Tier zu untersuchen. Als Ergebnis des Screenings hat toom im Jahr 2022 schon 22 Artikel ausgelistet und durch umweltschonendere Alternativen ersetzt.
Ribanna Jansen one: Wie groß ist das „nützlingsfreundliche“ Sortiment bei toom?
Ribanna Jansen: Aktuell umfasst das toom Sortiment nützlingsfreundlicher Pflanzen 156 Artikel. Im Rahmen dieses Sortiments bieten wir unseren Kund:innen nützlingsfreundliche Stauden, Kräuter sowie Blumenzwiebeln an.
one: Welche Pflanzen sind überhaupt „nützlingsfreundlich“? Oder anders gefragt: sind nicht alle Gartenpflanzen irgendwie gut für die Insektenwelt?
Ribanna Jansen: Hier müssen wir ein bisschen differenzieren. Also generell ist ein bepflanzter Garten für die Biodiversität natürlich deutlich besser, als z.B. ein Steingarten. Allerdings sind nicht alle Pflanzen automatisch nützlingsfreundlich. Wichtig ist zunächst einmal, dass die verschiedenen bestäubenden Insekten, welche insbesondere auf blühende Pflanzen angewiesen sind, unterschiedliche Bedürfnisse haben. Allein in Deutschland gibt es über 600 verschiedene Wildbienenarten, die teils hoch spezialisiert sind und nur ganz bestimmte Pflanzen bzw. Sorten anfliegen, um Nahrung für sich und ihre Brut zu sammeln. Aufgrund des Rückgangs der Pflanzenvielfalt in der Natur, des Mangels an geeigneten Nistplätzen und Baumaterialien sowie des Einsatzes bestäubergefährlicher Pestizide in der Landwirtschaft sind viele dieser Wildbienen heute leider gefährdet und vom Aussterben bedroht. Auch bestimmte Züchtungsformen wie gefüllte Blüten sind für bestäubende Insekten leider wertlos.
Im Bereich der nützlingsfreundlichen Pflanzen arbeiten wir seit 2019 mit dem Diplom Biologen und Wildbienenexperten Rolf Witt zusammen. Dieser prüft, ob und wenn ja für welches Insekt aus den Insektengruppen Honigbiene, Hummel, Wildbiene und Schmetterling eine Pflanze geeignet ist. Für Honigbienen, Hummeln und Wildbienen steht dabei der Nutzen als Pollenpflanze, für Schmetterlinge als Nektarpflanze im Fokus. Natürlich wird hier auch der Blühzeitpunkt mitbetrachtet. Erst nach Freigabe durch den Experten bewerben wir eine Pflanze als nützlingsfreundlich. Darüber hinaus verbieten wir in der Produktion unserer Pflanzen sämtliche laut Pesticide Action Network als bestäubergefährlich eingestufte Pflanzenschutzmittel.
Die Prüfung auf Sortenebene und nicht die pauschale Auslobung ganzer Pflanzenarten, die derzeit oft stattfindet, unterscheidet uns von anderen Handelsunternehmen und erzeugt durchweg positive Rückmeldungen.
one: Wie kontrolliert toom, das als „nützlingsfreundlich“ ausgelobte Pflanzen frei von schädlichen Pestiziden sind?
Ribanna Jansen: Wir führen regelmäßige, stichprobenartige Rückstandsuntersuchungen bei den von uns verkauften Zierpflanzen durch. Hierzu haben wir neben einer für all unsere Pflanzen gültigen, sogenannten Negativliste, die den Einsatz von besonders bienengefährlichen Pflanzenschutzmitteln wie Neonicotinoiden während der gesamten Lieferkette untersagt, eine zusätzliche Negativliste für insektenfreundliche Pflanzen definiert, in der sämtliche laut Angaben des Pesticide Action Networks als bienengefährlich eingestuften Pflanzenschutzmittel in der Produktion verboten werden. Weiterführend schließen wir bei der Produktion aller Artikel im Einkaufsbereich Pflanzen die Verwendung bestimmter gesetzlich zugelassener Pflanzenschutzmittel aus. Hierzu arbeiten wir eng mit unseren Lieferanten zusammen und lassen die Einhaltung unserer Richtlinien von einem unabhängigen Labor kontrollieren. Unsere Anforderungen gehen damit über die gesetzlichen Anforderungen weit hinaus.
Darüber hinaus kooperieren wir seit 2020 mit der führenden österreichischen Umweltorganisation Global 2000. Zusammen mit Global 2000 arbeiten wir daran, den Pflanzenschutzmitteleinsatz bei nützlingsfreundlichen Pflanzen noch weiter zu reduzieren. Aufgrund dieses Engagements tragen alle unsere nützlingsfreundlichen Pflanzen das PRO PLANET Label, das Nachhaltigkeitslabel der REWE Group, welches von einem unabhängigen Fachbeirat aus Nichtregierungsorganisationen vergeben wird.