Pro & Contra Quengelzone
Nein, neinund nochmals nein!
Lesedauer: 4 Minuten
Sind die süßen Verlockungen an der Kasse ein unmoralisches Angebot – oder sind Eltern selbst schuld, wenn der Nachwuchs dort einen Tobsuchtsanfall bekommt? Daria Ezazi, Leiterin Unternehmenskommunikation bei Toom Baumarkt, lässt sich von Überraschungseiern und Kinderschokolade an der Kasse nicht beeindrucken. Alexandra Apfelbaum, Marketingassistentin DER Touristik Hotels & Investment, freut sich beim Einkauf mit ihren drei Jungs über etwas Entspannung an der süßwarenfreien Kasse.
PRO // Die Quengelkasse soll bleiben!
Wieso sollte ein Supermarkt bestimmte Produkte woanders platzieren, nur damit ich keine Diskussion mit meinem Nachwuchs habe? Diese Verantwortung muss ich als Elternteil schon selber übernehmen. Sowohl in Hinblick auf die Reglementierung von Süßigkeiten (die gibt's eben nicht immer dann, wenn meine Tochter gerade Lust drauf hat) sondern vor allem in Hinblick auf den Umgang mit den tagtäglichen Versuchungen. Gesunde Ernährung hin oder her: Zoff um Kekse, Schokoriegel und Gummibärchen gibt's nicht nur an der Kasse, sondern auch schon an den Regalen, an denen man unweigerlich entlanggeht.
Letzlich geht es doch nicht darum, jede Süßigkeit aus dem Alltag zu verbannen, sondern darum, den Kindern einen maßvollen Umgang beizubringen. Und allem voran auch die wichtige Lektion, dass man eben nicht immer alles gleich und sofort haben kann. Wenn es auch oft vergessen wird: Der verantwortungsvolle Umgang mit Geld und Konsumgütern gehört zum Lernprozess und "Großwerden" dazu.
Und oftmals eben auch der Frust an der "Quengelkasse" - da müssen beide Seiten durch - sowohl die Eltern als auch der Nachwuchs. Und kommt der Frust in geballter Form eines Trotzanfalls zum Vorschein, hilft nur eins: Nicht provozieren lassen, niemals nachgeben und einfach mal tief durchatmen.
Außerdem: Die Versuchungen lauern doch überall und nicht nur an der Supermarktkasse - egal, ob die Süßigkeiten-Schublade zu Hause, der Spielzeugladen in der Stadt oder das besondere T-Shirt im Schaufenster. Kinder von den Versuchungen fernzuhalten hilft da meiner Meinung nach nicht.
Daria Ezazi, Mutter einer dreijährigen Tochter
Leiterin Unternehmenskommunikation bei Toom Baumarkt
Leiterin Unternehmenskommunikation bei Toom Baumarkt
CONTRA // Die Quengelkasse muss weg!
Ich bin der absolute Fan von Süßigkeiten-freien Kassen, weil Sie uns Müttern das Leben ungemein erleichtern. Mit meinen drei Jungs einkaufen zu gehen, ist an sich schon immer ein großes und recht anstrengendes Abenteuer. Es landet immer mehr im Einkaufswagen als ursprünglich geplant war. Die Versuchungen sind einfach zu groß und lauern an fast jedem Regal an dem man mit den Kids zwangläufig vorbeigehen muss. Die Regale mit Waschmitteln vielleicht mal ausgenommen.
Man läuft also durch einen Supermarkt und sagt das eine Wort, was man den ganzen Tag schon so einige Male über gesagt hat: Nein, nein und nochmals nein oder „das gibt es nicht“ bzw. „nein und das brauchen wir auch nicht“. Am Ende kommt man an die Kasse und steht dort erst mal – je nach Tageszeit – in einer Warteschlange mit Blick auf die besten Süßigkeiten dieses Universums, die exakt in Augenhöhe der Kinder gelagert sind. Jede Mutter weiß genau, was nun folgt: endlose Diskussionen, dass es die Kinderschokolade oder das Überraschungsei einfach nicht gibt. Aber jeder der Kinder hat, weiß, wie penetrant unsere Liebsten doch manchmal sein können. Man spürt die mitleidigen Blicke der anderen wartenden Kunden... „Hm, mal sehen wer da wohl gewinnt?“ Oder wenn das Geschrei groß ist und gar mit einem Tobsuchtsanfall endet. „Oh die hat ihre Kinder ja wohl gar nicht im Griff“. Ich habe genau diesen Satz einmal von einer Kassiererin gesagt bekommen, und ich musste mich wirklich beherrschen, nicht laut zu werden, um auch weiterhin ein Vorbild für meine Kinder zu sein.
Das Highlight meiner Kassenerlebnisse war, als mein zweijähriger Sohn mit einem Überraschungs-Ei in der Hand – von mir leider unbemerkt, weil ich dabei war, meine Waren auf das Band zu legen – hinter mir durch den Kassengang lief, um so schnell wie möglich zu dem 50-Cent-Schuckel-Auto zu kommen und ich bzw. mein Sohn dann des Diebstahls bezichtigt wurden. Seitdem meide ich diesen Supermarkt! Ja, es gibt sie, die Supermärkte mit Süßigkeiten-freien Kassen, aber leider viel zu selten und wenn, dann haben sie vielleicht eine oder maximal zwei davon. Aber ich habe genau diese Supermärkte bei meinen Einkäufen bevorzugt – einfach weil sie den Tag für mich etwas entspannter gemacht haben.
Natürlich müssen die Kinder lernen, dass sie nicht immer alles gleich und jetzt bekommen, das tun sie sowieso jeden Tag, wenn es um die vielen anderen Dinge geht, die ihnen vor die Nase gehalten werden, durch Mitschüler, Werbung etc. Aber in dem Fall geht es hier auch mehr um die Entlastung meiner Nerven!
Alexandra Apfelbaum, Mutter von drei Söhnen
Marketingassistentin, DER Touristik Hotels & Investment
Marketingassistentin, DER Touristik Hotels & Investment
Haben Sie auch schon Tobsuchtsanfälle Ihres Nachwuchses an der Kasse erleben müssen? Oder haben Sie einen Tipp, wie man mit Kids souverän durch die Quengelzone kommt? Nutzen Sie die Kommentarfunktion, um von Ihren Erfahrungen zu berichten!
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