Ein britischer Beamter, der nach dem Sinn des Lebens sucht. Ein neapolitanischer Unternehmer, der nach 40 Jahren in der Fremde heimkehrt, um seine Mutter zu pflegen. Nicht nur das Frauenbild im Film verändert sich, auch die Männer entdecken ihre zärtliche Seite (wieder), wie „Living“ und „Nostalgia“ beweisen. Als Bonus obendrauf gibt es Udo Kier, der als pensionier Friseur den Kleinstadtstaub in Sandusky, Ohio aufwirbelt – auf der DVD von „Swan Song“.
© Sony Pictures Germany Erst als bei ihm Krebs in einem unheilbaren Stadium festgestellt wird, dämmert es Mr. Williams, dass sein Leben als korrekter Beamter nicht alles gewesen sein kann.
Vor gut 70 Jahren hat der japanische Meisterregisseur Akira Kurosawa die Geschichte vom Sinn suchenden Beamten zum ersten Mal erzählt. „Living“ ist eine Reminiszenz an ihn, aus der Feder des vielfach prämierten Autors Kazuo Ishiguro (u.a. „Was vom Tage übrig blieb“). Dabei wird es zum bittersüßen Erlebnis Bill Nighy zuzuschauen, wie er das steife Korsett des britischen Beamtentums der 50 Jahre abstreift.
Bill Nighy
Die meisten Deutschen kennen Bill Nighy seit seinem überdrehten Auftritt als Rockstar in dem Weihnachtsklassiker „Tatsächlich… Liebe“ (2003). Freunde der schrägen Brit-Komödie wussten um seine Rockstar-Allüren schon fünf Jahre früher, nämlich seit „Still Crazy“. Dabei hat der 1949 in der englischen Grafschaft Surrey geborene Nighy weder mit Musik, noch mit Allüren zu tun. Er ist gut über 50 als ihn – nach Jahrzehnten auf der Bühne - der Filmruhm in Gestalt eines Golden Globe für „Tatsächlich…“ trifft. Nun, mit 72, wird er für „Living“ erstmalig für den Oscar nominiert.
Filmgenre: Tragödie
Länge: 103 Minuten
Regie: Oliver Hermanus
Mit: Bill Nighy, Aimee Lou Wood, Alex Sharp, Tom Burke
Altersfreigabe: ab 6
Verleih: Sony Pictures Germany
Start: 18.5.2023
© MFA Nicht, dass sich äußerlich viel zwischen dem heutigen Neapel und dem, das Felice (Pierfrancesco Favino) vor 40 Jahren fluchtartig verlassen hat, verändert hätte. Nur die Leute sind älter geworden, Felices Mutter liegt im Sterben und der örtliche Pfarrer kümmert sich um die Jugendlichen, damit sie nicht auf die schiefe Bahn geraten.
Regisseur Mario Martone und sein Kameramann Paolo Carnera finden dafür zärtlich verwitterte Bilder mit lichten Ecken im Dunkel. Ganz anders als man es etwa aus der Mafia-Serie „Gomorrha“ gewohnt ist. Und doch ist es die Ahnung von genau dieser Brutalität, die auch „Nostalgia“ diesen ganz besonderen Sog verleiht.
Mario Martone
Das Drehbuch zu „Nostalgia“ stammt von dem Neapolitaner Ermanno Rea. Regisseur Mario Martone, der selbst 1959 in Neapel geboren ist, adaptiert bevorzugt Skripts von Autoren aus seiner Heimatstadt. So auch bei „Il sindaco del Rione Sanità“ (2019) der von einem ungewöhnlich tätowierten Bürgermeister handelt, und aus der Feder von Eduardo De Filippo stammt. Martone gewinnt für die Verfilmung den Goldenen Löwen des Filmfests Venedig. Schon 1995 lief im Wettbewerb von Cannes sein Drama „L’amore molesto“, geschrieben übrigens von der Neapolitanerin Elena Ferrante.
Filmgenre: Tragödie
Länge: 118 Minuten
Regie: Mario Martone
Mit: Pierfrancesco Favino, Francesco Di Leva, Tommaso Ragno, Aurora Quattrocchi
Altersfreigabe: ab 12
Verleih: MFA
Ab: 8.6.2023
© PLAION PICTURES Friseur Pat Pitsenbarger verbringt seinen ereignislosen Lebensabend in einem Seniorenheim. Doch dann soll er seine einstige beste Kundin Rita auf ihrem letzten Weg nochmal richtig glamourös aussehen lassen. Für Pat wird es eine Reise in die Vergangenheit.
Udo Kier, Hollywoods kölsches Urgestein, tänzelt mit Grazie und großer Geste durch den US-amerikanischen Kleinstadtstaub. Seine Szenen mit Jennifer Coolidge (Golden Globe für „The White Lotus“) als Pats abtrünnig gewordener Azubine Dee Dee gleichen einem natternhaften Kampf der Giganten. Dass beide Linda Evans alias Rita zu einstiger „Denver Clan“-Schönheit verhelfen wollen, macht „Swan Song“ schlicht zum Kult.
Genre: Tragikomödie
Länge: 105 Minuten
Regie: Hugo Blick
Mit: Udo Kier, Jennifer Coolidge, Lina Evans, Michael Urie
Altersfreigabe: ab 6
Vertrieb: Plaion Pictures
Seit: 25.5.2023
© Open AI Es gibt sie in Bild, Wort, Ton und noch einiges mehr: die Künstliche Intelligenz. Seit die wortbasierte KI (im Englischen AI, artificial intelligence) in Form von ChatGPT im Internet kostenlos zu Verfügung steht, wird in den Medien viel darüber geredet und nicht selten auch übertrieben. Was hilft, die Angst vor KI im Zaum zu halten, ist, sie selbst auszuprobieren und ihr Fragen zu stellen. Aber Vorsicht: Die Antworten von ChatGPT klingen oft intelligenter als sie sind. Noch! KI ist in der Lage zu lernen, denn erst das macht sie intelligent.
Art: wortbasierte künstliche Intelligenz
Entwickler: Open AI
Erhältlich für: jeden Browser
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