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Lesedauer: 5 Minuten
11.05.2023
REWE Region Ost
Logistik in der Hauptstadtregion elektrifiziert Lkw-Flotte
von Nadja Keller und Achim Bachhausen

Sieben vollelektrische Lkw beliefern ab sofort 306 REWE-Supermärkte in Berlin und Brandenburg. Für uns ist das ein wichtiger nächster Schritt in Richtung klimafreundlichere Logistik. Die neue Lkw-Flotte spart nicht nur hunderte Tonnen CO² ein, sie ist auch deutlich leiser als vergleichbare Lastwagen mit Verbrennermotor.

REWE kooperiert bei der Belieferung seiner Supermärkte in der Hauptstadtregion mit dem schwedischen Frachttechnologieunternehmen Einride. Eine vernetzte Flotte von sieben vollelektrischen Lastkraftwagen beliefert von den Logistikzentren in Oranienburg und Berlin-Mariendorf aus rund 306 Supermärkte in Berlin und Brandenburg. Damit geht REWE einen weiteren Schritt in Richtung klimafreundlichere Logistik. „Durch den Einsatz der sieben Elektro-Lkw sparen wir pro Jahr bis zu 189 Tonnen CO² ein“, betont Sven Wallisch, Leiter Transportlogistik Region Ost. Weitere vier Elektro-Lkw will das Unternehmen noch in diesem Jahr für seinen Eigenfuhrpark in Oranienburg anschaffen. 

Elektro-Expertise aus Schweden

„Wir freuen uns, dass immer mehr Unternehmen sich in eine klimaneutrale Richtung entwickeln. Gemeinsam mit dem zweitgrößten Lebensmittelhändler Deutschlands können wir einen bedeutenden Beitrag zur globalen CO²-Reduzierung leisten“, meint Robert Ziegler, General Manager Europe bei Einride. Das internationale Transportunternehmen gilt als einer der führenden Anbieter intelligenter Lösungen für den digitalen, elektrischen und autonomen Güterverkehr. Seit der Gründung 2016 hat das schwedische Unternehmen dazu beigetragen, die CO²-Emissionen seiner Geschäftspartner um bis zu 95 Prozent – im Vergleich zum Fahren mit Diesel – zu reduzieren. 

Auf leisen Reifen bis zu 300 Kilometer

Die eingesetzten Einride-Trucks des Typen eActros 300 vom Hersteller Mercedes-Benz haben jeweils ein zulässiges Gesamtgewicht von 27 Tonnen, 18 Europaletten-Stellplätze und eine Ladekapazität von 336 Kilowattstunden. Die Reichweite beträgt bei vollem Akku bis zu 300 Kilometer. Die Ein weiterer Pluspunkt ist die deutlich spürbare Geräuschreduzierung auf bis zu 22 Dezibel. Zum Vergleich: Die Lärmbelastung bei Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor liegt bei etwa 80 Dezibel. Betankt werden die Lkw direkt auf den Logistikgeländen in Oranienburg und Berlin-Mariendorf an einer Schnellladesäule, die mit sieben Ladepunkten ausgestattet ist. 
Jeder Truck verfügt über den Abbiege-Assistenten „S1R“. Dieser warnt die Fahrzeugführer:innen beim Rechtsabbiegen vor Fahrradfahrer:innen und Fußgänger:innen, die sich im toten Winkel befinden. Bei Manövern bis zu einer Abbiegegeschwindigkeit von 20 Kilometern pro Stunde leitet der Assistent eine automatisierte Bremsung ein.

„Elektromobilität weiter vorantreiben“ 

Die Integration von Einrides Frachtmobilitätsservice fußt auf einem Unternehmensprojekt von REWE zu alternativen Antrieben im Lieferverkehr. Der Lebensmittelhändler führt im laufenden Jahr diverse Tests zu alternativen Antriebsformen durch. Dabei werden unter anderem prozessuale Auswirkungen und Verbrauchskennziffern analysiert. Die Ergebnisse bilden die Basis für die zukünftigen Entscheidungen bei den Flottenbeschaffungen. Bereits 2021 beteiligte sich REWE an einer Machbarkeitsstudie vom Innovationsinstitut Fraunhofer ISI zum Einsatz von E-Lkws in der Großstadt Logistik. Laut Sven Wallisch sei die Teilnahme am Forschungsprojekt sehr hilfreich und motivierend gewesen. „Die Studie hat gezeigt, dass die aktuell verfügbaren Reichweiten von Batterie-Lkw heute schon oft ausreichen, um die in der Studie analysierten städtischen Lkw-Touren und fast die Hälfte der betrachteten regionalen Touren mit E-Lkw zu schaffen. Mit Einride haben wir den richtigen Partner an unserer Seite, um Elektromobilität weiter voranzutreiben.“ 

Das ist Einride

Einride designt, entwickelt und implementiert Technologien für die Zukunft der Transportindustrie. Mit seiner intelligenten Plattform Einride Saga, elektrischen und autonomen Fahrzeugflotten sowie Lade- und Konnektivitätsnetzwerken ermöglicht Einride Verladern, nachhaltige und wettbewerbsfähige Transportlösungen einzuführen. Das 2016 gegründete Frachttechnologieunternehmen war 2019 das erste Unternehmen weltweit, das ein autonomes Elektrofahrzeug auf einer öffentlichen Straße einsetzte und 2022 das erste Unternehmen, das die Genehmigung für den Betrieb des Fahrzeugs auf einer öffentlichen Straße in den USA erhielt.

Interview mit Sven Wallisch
"So leise wie ein Atemzug"

Sven Wallisch, Leiter Transportlogistik Region Ost, zum Start der E-Lkw-Flotte in Berlin, technischem Fortschritt und den Chancen neuer Technologien in der Lieferlogistik.

Sven Wallisch one: Herr Wallisch, wo genau sind die sieben Elektro-Lkw im Einsatz und zu welchen Tageszeiten? 

Sven Wallisch: Die Fahrzeuge sind im Distributionsgebiet der Standorte Oranienburg und Berlin ganztägig eingesetzt und hier insbesondere im urbanen Citybereich von Berlin und dem unmittelbaren Umland. Aus den sieben Fahrzeugen werden bis Ende des Jahres dann elf.

one: Die E-Lkw werden als „vollelektrisch“ beschrieben. Was genau bedeutet das? Hat es hier auch mit Blick auf unsere Machbarkeitsstudie im Jahr 2017 und dem Pilotversuch mit dem E-Lkw im Jahre 2014 eine Weiterentwicklung gegeben?

Wallisch: Die Fahrzeuge führen keinerlei konventionellen Energieträger mehr mit. Das Fahrzeug selbst, aber auch die Peripheriegeräte, wie die Kühlung, werden vollumfänglich elektrisch betrieben. Es sind somit keine Hybriden. Die Machbarkeitsstudie mit dem Fraunhofer-Institut für Innovationsforschung aus dem Jahr 2021 hat maßgeblichen Anteil für die jetzt gestartete Umstellung der Lkw-Flotte. Auch der Pilotversuch mit dem so genannten eForce aus dem Jahr 2014 wirkt hier nach, denn für alle involvierten Schnittstellen und Beteiligten war das unser erster Schritt.  

one: Die Technik entwickelt sich bekanntlich rasant. Welche Fortschritte hat der batterieelektrische Lkw-Antrieb seit 2014 zu verzeichnen, zum Beispiel hinsichtlich Geräuschpegel, Reichweite, Ladezeit oder Ladevolumen? 

Wallisch: Mit einem jetzt stattfindenden Vergleich würden wir dem eForce aus dem Jahr 2014 Unrecht tun. Die Technologieunterschiede der letzten zehn Jahre sind schlichtweg immens. Insbesondere die Reichweiten und die Ladezeiten der Lkw sind in die Praxistauglichkeit überführt worden. „Speedcharger“ und die flexiblen Batteriekapazitäten ermöglichen Einsätze auch über die Nahbereichsdistribution hinaus. Jeder Technologiewechsel birgt Risiken, da Schadens- und Verschleißbilder erst durch deren längeren Einsatz ermittelt werden können, jedoch erkennen wir keine größeren Risiken als bei dem Einsatz konventioneller Fahrzeuge. Der Reduzierung der Lärmemissionen spiegelt die Technologieentwicklung wider. Heute erzeugt der Lkw gerade noch 22 Dezibel, das entspricht der Lautstärke beim Atmen. 

one: Ersetzen die Lkw auf ihren Touren die Verbrennerfahrzeuge zu 100 Prozent? 

Wallisch: Ja, mit dem Einsatz der eTrucks reduzieren wie die eingesetzten Verbrenner-Lkw 1:1.

one: Welche Rolle spielt aktuell das Thema Nachtanlieferung durch leise Lieferfahrzeuge wie E-Lkw? 

Wallisch: Wir wissen, dass wir mit diesen Fahrzeugen massiv in die Umsetzbarkeit der „Geräuscharmen Nachtlogistik“ investieren und werden dort, wo deren Umsetzung sinnvoll ist, auch die Fahrzeuge entsprechend einsetzen

one: Sind aktuell weitere Alternativ-Antriebe, zum Beispiel Wasserstoff oder Erdgas, im Einsatz bzw. in der Erprobung? Spielen diese überhaupt noch eine Rolle?

Wallisch: Absolut. Wir werden immer standortindividuell zu entscheiden haben, welcher Energieträger präferiert und welcher Energiemix abgebildet wird. LNG beziehungsweise CNG Gas, Wasserstoff, Elektro, eFuels oder auch Energieträger, welche heute noch kaum erforscht sind, werden bei uns immer auf deren Praxistauglichkeit getestet. Der Belieferungsauftrag unserer Märkte ist uns bewusst, ebenso wie die anstehende Energiewende im Schwerlastverkehr.

one: Herr Wallisch, vielen Dank für das Gespräch. 

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Elektro-TransporterLKW
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