Färbt das T-Shirt nach der ersten Wäsche ab? Ist der Kippschalter des Mixers auch dann noch funktionstüchtig, wenn er 2000 Mal betätigt wurde? Und: Wie resistent ist das Scharnier des Toilettendeckels gegen Rost? Solche Fragen hat die REWE Far East in der Vergangenheit von akkreditierten externen Prüflaboren in Asien klären lassen – neben den Tests, die der Gesetzgeber für verschiedene Produkte vorschreibt, bevor sie in den Handel gelangen. Auf diese Weise ließen sich fehlerhafte Artikel frühzeitig aussortieren, ein hoher Qualitätsstandard war gesichert. Doch zum einen war die Zusammenarbeit mit externen Prüfern mit Kosten verbunden. Zum anderen haben die Prüfinstitute auch andere Auftraggeber zu bedienen, weshalb es schon einmal länger dauern konnte, bis ein Produkt alle Hürden genommen hatte.
Freiwillige Tests für mehr Qualität
Das ist künftig anders. Anfang Juli hat REWE Far East, die Sourcing- und Beschaffungsorganisation der REWE Group, in Hong Kong ein eigenes Prüf- und Testlabor in Betrieb genommen. „Damit generieren wir deutliche Kostenvorteile und sind in der Lage, Produkte schneller zur Marktreife zu bringen“, erläutert Torsten Stau, Mitglied der Geschäftsleitung der REWE Group Buying und unter anderem verantwortlich für die REWE Far East. In dem 125 Quadratmeter großen Labor untersuchen zwei Mitarbeiter Non Food-Artikel auf Funktionalität, Gebrauchstauglichkeit, physikalische Eigenschaften sowie Produktsicherheit. Zudem simulieren sie den Lebenszyklus von Artikeln und elektrischen Geräten. „Alle diese Untersuchungen sind freiwillige Prüfungen, die auf das hohe Qualitätsversprechen unserer Produkte einzahlen. Gesetzlich vorgeschriebene Tests lassen wir weiterhin ausschließlich von unabhängigen externen Laboren durchführen“, sagt Torsten Stau.
Im neuen Labor prüft REWE Far East zum einen Musterartikel. „So gewinnen wir früh einen Eindruck von der Leistungsfähigkeit der Lieferanten und können notwendige Qualitätsverbesserungen zügig im gegenseitigen Austausch durchführen“, erklärt Markus Hasse-Pratje, Managing Director der REWE Far East. Er ist überzeugt, dass die eigenen Test zu einer deutlichen Zeitersparnis führen werden: „Wir können künftig ein Produkt bis zu 50 Prozent schneller zur Marktreife bringen.“ Beispiel T-Shirts: Bisher ist es üblich, dass der Produzent die Rohware färben lässt, die T-Shirts näht, verpackt und einige Exemplare im Labor testen lässt. Stellt sich dabei heraus, dass die Kleidungsstücke bei der Wäsche Farbe verlieren, ist keine Nachbesserung mehr möglich. "Dann lässt sich die komplette Charge nur noch entsorgen“, sagt Hasse-Pratje. Sehr viel sinnvoller sei es, bereits die gefärbte Rohware auf Farbechtheit zu prüfen - durch Waschvorgänge oder durch Abrieb-, Trocken- und Bügelsimulationsmaschinen, wie sie im eigenen Testlabor in Hong Kong stehen. Dann ließen sich Qualitätsschwächen noch korrigieren. Das spare Kosten, sei schneller und am Ende auch nachhaltiger, weil es das Ausfallrisiko reduziere.
Schwachstelle Bedienungsanleitung
Ein weiterer Vorteil des eigenen Labors für REWE Far East ist der Gewinn an Know How: Die Mitarbeiter werden sensibilisiert für mögliche Schwachstellen eines Produkts und können auf Augenhöhe mit Lieferanten verhandeln. Aber es geht nicht immer um neue Produkte oder neue Lieferanten, deren Leistungsfähigkeit überprüft wird. Häufig liefern die Tests auch Hinweise, wie ein bereits eingeführter Artikel verbessert werden kann. Auch die Bedienungsanleitung kommt mitunter auf den Prüfstand – zumindest, wenn es darum geht, grafische Hinweise auf Logik und Stimmigkeit zu testen. Hierzu zählt auch die praktische Kontrolle von Aufbauanleitungen an Produkten mit hohem Montageaufwand wie Gartenmöbel und Grillgeräte.
Mit der Etablierung des Prüflabors in Hong Kong geht REWE Far East einen anderen Weg als mancher Mitbewerber, der in Asien einkauft, seine Tests aber vornehmlich in Deutschland durchführt. „Wir möchten dort sein, wo unsere Produzenten sind. Denn das erleichtert die Kommunikation und sorgt für eine höhere Geschwindigkeit“, betont Torsten Stau.
Mit der Gründung der REWE Far East im Jahr 2012 wurden zunächst die Bereiche Merchandising und Qualitätssicherung etabliert. In den Jahren darauf wurde das Leistungsspektrum um die Bereiche Nachhaltigkeit, Verpackungsmanagement, IT sowie Supply Chain ergänzt. Das eigene Prüflabor am Standort Hong Kong rundet das Leistungsspektrum weiter ab. REWE Far East verfügt zudem über Büros in Shanghai, Bangkok und Istanbul.