nächster Artikel vorheriger Artikel
07.06.2023
Kölner Weinkeller
„Raum geben für besondere Weine“
06.06.2023
MLF-Tagung
Friedhelm Dornseifer übergibt an Stefan Lenk
ArticleId: 4195magazineHaben sich Inflation und Energiekrise auf das Reiseverhalten ausgewirkt? Sparten die Gäste an Komfort, verreisten sie kürzer? Ist Workation-Urlaub ein Thema? Antworten auf diese und viele andere Fragen gibt das aktuelle Reisebarometer von DERTOUR.https://one.rewe-group.com/fileadmin/_processed_/1/1/csm_ts_standard_dertourKunde_adb4d7044a.jpgKein Billigreisen-Boom in SichtDERTOUR Reisebarometer
(Bildnachweis: Maridav – iStock/Getty Images)
DERTOUR Reisebarometer
Kein Billigreisen-Boom in Sicht
von Inga Schwer und Sylvia Hannstein

Haben sich Inflation und Energiekrise auf das Reiseverhalten ausgewirkt? Sparten die Gäste an Komfort, verreisten sie kürzer? Ist Workation-Urlaub ein Thema? Antworten auf diese und viele andere Fragen gibt das aktuelle Reisebarometer von DERTOUR.

Die Kolleg:innen von DERTOUR haben erneut das Reiseverhalten ihrer Gäste untersucht. Dieses Mal ging es im DERTOUR Reisebarometer um den Winterurlaub in den Monaten November 2022 bis Ende Februar 2023 im Vergleich zum selben Zeitraum vor der Pandemie (November 2019 bis Ende Februar 2020). Die Ergebnisse zeigen: „Inflation und Energiekrise führten nicht zu einem Billig-Boom“, sagt Sven Schikarsky, Produktchef von DERTOUR und seinen Schwestermarken ITS und Meiers Weltreisen. „Im Gegenteil: Die Winterurlauber legten besonderen Wert auf Komfort, Qualität und Service. Dabei achteten sie auf ein gutes Preis-Leistungsverhältnis.“ 

Reisen wir retro? 3 Fragen an Sven Schikarsky

Sven Schikarsky, Produktchef von DERTOUR und seinen Schwestermarken ITS und Meiers Weltreisen

one: Herr Schikarsky, der Januar war der buchungsstärkste Monat, den DERTOUR jemals verzeichnet hat. Ob der Deutsche Reiseverband, die Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen (FUR), oder andere Branchenkenner - alle sind sich einig: Die Deutschen haben das Reisen wiederentdeckt. Glauben Sie, dieser Trend hält an? 

Sven Schikarsky: Die Lust auf Urlaub und Reisen ist wieder sehr groß. Das hat sich insbesondere zum Jahresbeginn in einem überaus starken Buchungsaufkommen niedergeschlagen. Diese Entwicklung beinhaltet sicherlich auch Nachholeffekte. Wir sehen zudem, dass sich unsere Gäste im Urlaub etwas gönnen möchten und Wert auf Komfort und Service legen. Was sich ebenfalls deutlich bemerkbar macht, ist die zurückgekehrte Planungssicherheit. Wer früh bucht, hat noch die große Auswahl an Wunschhotels und Zimmertypen. Viele Gäste nutzen zudem die große Anzahl attraktiver Frühbucherangebote und Familienspecials, um ihr Reisebudget zu entlasten. Daher gehe ich davon aus, dass der Trend aus der Vergangenheit auch weiter anhalten wird und unsere Gäste sich weiter frühzeitig ihren Wunschurlaub sichern. 

one: Das DERTOUR Reisebarometer zeigt einen deutlichen Trend zur berechenbaren All inclusive-Verpflegung. Sind die Deutschen retro unterwegs? In den vergangenen Jahren war der Trend ja eher rückläufig, dafür gewannen Individualität und Luxus an Bedeutung.

Sven Schikarsky: Entgegen manchen Vorurteilen ist All-inclusive in Wahrheit sogar sehr individuell, denn keine andere Verpflegungsvariante erfüllt die persönlichen Bedürfnisse unterschiedlicher Urlauber besser. Die Auswahl und zeitliche Flexibilität von All-inclusive-Angeboten sind unschlagbar. Zudem bedeutet All-inclusive nicht zwangsläufig große Buffet-Restaurants. Es gibt viele Hotels, in denen die Gäste im Rahmen ihrer AI auch in A la Carte-Restaurants und auf hohem kulinarischem Niveau speisen können. Viele unsere Gäste gönnen sich den Genuss und schätzen die Budgetsicherheit. Der Komfort, sich keine Gedanken über eventuelle Zusatzkosten machen zu müssen und stattdessen sorgenfrei ein Mittagessen am Pool, ein Snack oder Eis am Strand oder einen Drink bei Sonnenuntergang genießen zu können, ist – nicht zuletzt in Kombination mit der großen Auswahl und zeitlichen Flexibilität – auch eine Form von Luxus. 

one: Was ist Ihre Prognose für die Zukunft? Bleibt AI der Renner, oder ist das eine vorübergehende Entwicklung?

Sven Schikarsky: Der Trend zu All-inclusive-Urlaub wächst schon seit einigen Jahren, und wir sehen, dass All-inclusive auch für den kommenden Sommer weiterhin verstärkt gebucht wird. Viele unserer Gäste haben die Vorteile und den Komfort von All-inclusive in den letzten Jahren kennen und schätzen gelernt. Ich gehe daher fest davon aus, dass der All-inclusive-Trend weiter anhalten wird. 

Malerische Straßen am Hafen von Puerto de Mogan, Gran Canaria (Bildnachweis: Ralf Geithe – iStock/Getty Images)

Wie wir verreisen

Die Kernerkenntnisse des DERTOUR Reisebarometers Winter 2022/2023:

Januar: Stärkster Buchungsmonat der DERTOUR-Geschichte
Insgesamt starteten die Winterbuchungen der Saison 2022/2023 noch etwas zurückhaltender als 2019/2020. Mit Beginn des neuen Jahres änderte sich dies jedoch deutlich: Im Januar 2023, dem stärksten Buchungsmonat, den DERTOUR jemals verzeichnete, wurde neben dem kommenden Sommer auch noch stark der Winter gebucht. „Im Januar platzte der Knoten endgültig. Die Winterurlaubsbuchungen gingen stark und kurzfristig ein, während gleichzeitig mit der enormen Sommernachfrage – getrieben durch die attraktiven Frühbucherrabatte – wieder deutlich längere Buchungsvorläufe Einzug hielten“, erklärt Sven Schikarsky.

Sonne satt statt Winterblues
Beim Winterurlaub zeigte sich eine besonders große Nachfrage nach Sonnenzielen und Strandparadiesen. Unter den zehn beliebtesten Zielen für den Winterurlaub befanden sich mit Deutschland und Polen lediglich zwei Ziele, die keine Badeziele sind. Diese punkteten mit Wellness- und/oder Ski-Angeboten. Die USA bieten in den Wintermonaten von allem etwas: Strandziele wie Hawaii oder Florida, Rundreiseziele wie den Südwesten der USA oder Kalifornien sowie Skiurlaub in Vail oder Aspen. Zudem zieht das Christmas Shopping im Winter viele Gäste nach New York.

An der Spitze der Beliebtheitsskala lag Spanien mit den im Winter äußerst beliebten Kanaren. Dahinter folgten Deutschland, Ägypten, die Karibik mit der Dominikanischen Republik, Mexiko & Kuba, die Türkei, der Indische Ozean mit den Malediven, Mauritius und den Seychellen, Thailand, die Vereinigten Arabischen Emirate und Polen.

Die 10 beliebtesten Winterurlaubsziele
1. Spanien6. Indischer Ozean (Malediven, Mauritius, Seychellen)
2. Deutschland7. Thailand
3. Ägypten8. Vereinigte Arabische Emirate
4. Karibik (Dom Rep, Mexiko, Kuba)9. USA
5. Türkei10. Polen
Komfort ist Trumpf
82 % buchten 4 oder 5 Sterne, fast ein Drittel wählte ein 5-Sterne-Hotel


Bereits im vergangenen Sommer hatte sich bei den Hotelbuchungen eine gesteigerte Nachfrage nach höheren Sterne-Kategorien gezeigt. Dieser Trend setzte sich auch bei den Winterurlauben fort: 82 % der Gäste buchten ein 4- oder 5-Sterne-Hotel. Das waren 9 %-Punkte mehr als im Sommer 2022 und 6 %-Punkte mehr als im Winter vor drei Jahren.
Fast ein Drittel der Winterurlauber (29 %) buchte 5-Sterne. Damit lag der Anteil der 5-Sterne-Buchungen 8 %-Punkte über dem Sommer 2022 und 7 %-Punkte über dem Vergleichszeitraum vor drei Jahren.
Mehr als die Hälfte der Urlauber buchte für den Winterurlaub ein 4-Sterne-Hotel. Mit einem Anteil von 53 % war diese Kategorie am gefragtesten. Ihre Nachfrage blieb im Vergleich zum Winter vor drei Jahren weitestgehend unverändert: Ihr Anteil reduzierte sich um lediglich 1 %-Punkt zugunsten der 5-Sterne-Kategorie.
„Inflation und Energiekrise führten nicht zu einem Billig-Boom“, sagt Sven Schikarsky. „Im Gegenteil: Die Winterurlauber legten besonderen Wert auf Komfort, Qualität und Service. Dabei achteten sie auf ein gutes Preis-Leistungsverhältnis.“

All-inclusive-Boom
AI überzeugte mit Budget-Sicherheit und Kostenkontrolle 


Dass Urlauber im Winter nicht per se sparten, aber auf Budget-Sicherheit und Genuss Wert legten, zeigt sich auch an der Entwicklung der verschiedenen Verpflegungsarten. All-inclusive, das bereits im vergangenen Sommer verstärkt gefragt war, setzte seinen Erfolgskurs fort und war im Winter die beliebteste Verpflegungsart. Mehr als jeder Dritte (37 %) buchte AI. Der AI-Anteil war damit gegenüber dem Vergleichszeitraum vor drei Jahren um satte 21 %-Punkte und im Vergleich zum Sommer 2022 um 16 %-Punkte gestiegen. „In Anbetracht steigender Lebenshaltungskosten entschieden sich die Gäste beim Winterurlaub verstärkt für Planbarkeit und Kostenkontrolle. Gleichzeitig gönnten sie es sich, ein reichhaltiges kulinarisches Angebot in vollen Zügen genießen zu können, ohne sich über Mehrkosten Gedanken machen zu müssen“, erläutert Schikarsky.

Trendthema des Winters 2022/2023
Überwintern in der Sonne


Im Winter 2022/2023 entwickelte sich in den beliebten Überwinterungszielen auf der Mittelstrecke –in Spanien vor allem auf den Kanaren, in der Türkei, in Tunesien und in Ägypten – mit Wachstumsraten im drei- und sogar vierstelligen Bereich ein regelrechter Langzeiturlaubs-Boom.
„Langzeiturlaub war sicher auch aufgrund der gestiegenen Energiekosten und der erweiterten Möglichkeiten, das Home-Office für eine gewisse Zeit ins Ausland zu verlegen, sehr beliebt“, sagt Sven Schikarsky. Hinzu kommt die preisliche Attraktivität des Langzeiturlaubs: Mit speziellen Langzeit-Vorteilen lassen sich bis zu 30 % des normalen Reisepreises sparen, und wer früh bucht, spart mit zusätzlichen Frühbucherermäßigungen insgesamt sogar bis zu 40 %. „Dem kalten und trüben Winterwetter entfliehen und im besten Fall noch Heizkosten sparen und von geringen Urlaubs- und Nebenkosten profitieren – das war für viele ein Grund, einen längeren Urlaub in der Sonne zu machen.“
Gerade auf der Mittelstrecke sind viele Hotels und Apartmentanlagen gut auf Langzeiturlauber vorbereitet. Viele bieten optional Zimmer ohne Verpflegung an oder auch All-inclusive mit attraktiven Langzeit-Vorteilspreisen sowie gute Büroausstattung für Workation-Urlaube. Wichtig für Langzeiturlauber sind darüber hinaus ein abwechslungsreiches Sport- und Unterhaltungsprogramm sowie eine gute gesundheitliche Versorgung. Daher arbeiten in den beliebten Langzeiturlaubszielen viele Hotels eng mit deutschsprachigen Ärzten vor Ort zusammen.

Wellness-Trenddestination
Nachfrage für polnische Ostseeküste fast verdoppelt

Luftaufnahme von Nowe Warpno am Stettiner Haff (Bildnachweis: ewg3D – iStock/Getty Images)
Winterzeit ist Wellnesszeit. Traditionell nutzen viele die kalte Jahreszeit, um ihrer Gesundheit mit Kur- und Wellnessurlauben etwas Gutes zu tun, um neue Energie zu tanken und sich zwischendurch eine kleine Auszeit zu nehmen. Dabei genießen viele Menschen den Winter am Meer, aber auch Aufenthalte in den deutschen Mittelgebirgen sowie in den traditionsreichen tschechischen Kur- und Heilbädern im böhmischen Bäderdreieck sind sehr beliebt.
Die fünf beliebtesten Wellnessziele im Winter 2022/22023 waren Deutschland, Polen, Tschechien, Österreich und Spanien. Dabei liegt Deutschland weiterhin auf Platz 1 der Beliebtheitsskala, wenngleich mit einem deutlichen Rückgang gegenüber 2019/2020: 43 % der Gäste verbrachten in den Wintermonaten 2022/2023 ihren Wellness-Urlaub in Deutschland. Vor drei Jahren waren es noch 75 %. Vor allem an zwei Ziele verliert Deutschland die Wellness-Urlauber: An die polnische Ostsee, die Boom-Destination des Winters unter den Wellnesszielen, sowie an Tschechien.
Die Entwicklung der polnischen Ostsee als Wellness-Region beeindruckt: Der Anteil der dortigen Wellnessaufenthalte ist in diesem Winter um 22 %-Punkte gestiegen: Insgesamt 30 % aller Wellness-Urlauber haben die Wohlfühl-Auszeit an der polnischen Ostsee verbracht. Vor drei Jahren waren es noch 8 %. Gleichzeitig hat sich die Nachfrage mit einem Plus von 95 % fast verdoppelt.
Ein ebenfalls starkes Wachstum verzeichnet Tschechien: Die Nachfrage für Wellness-Aufenthalte stieg hier im Vergleich zu vor drei Jahren um 45 %. In den Wintermonaten 2019/2020 fanden 5 % aller Wellnessurlaube in Tschechien statt. In diesem Winter waren es 13 %.
„Unsere Gäste haben in diesem Winter vor allem die Kur- und Wellness-Ziele mit einem besonders attraktiven Preis-Leistungs-Verhältnis für sich entdeckt“, erläutert Sven Schikarsky. Auch in diesem Segment zeigt sich, dass die Urlauber nicht grundsätzlich gespart haben, sondern vielmehr großen Wert auf Service und Preis-Leistung gelegt haben: „Die Wellnesshotels an der polnischen Ostseeküste und in den tschechischen Kur- und Heilbädern wie Karlsbad, Marienbad oder Franzensbad sind sehr gut ausgestattet. Einige sind neu entstanden und viele wurden in den vergangenen Jahren renoviert oder modernisiert. Sie bieten einen sehr hohen Qualitäts- und Servicestandard zu äußerst attraktiven Preisen. Insbesondere im Vergleich zu anderen Kur- und Badeorten die polnischen Ziele mit einem deutlichen Preisvorteil“, so Schikarsky.

Die 5 beliebtesten Wellnessziele
1. Deutschland4. Österreich
2. Polen5. Spanien
3. Tschechien 


Über das DERTOUR Reisebarometer
Grundlage für die Auswertung sind die Buchungen bei DERTOUR und seinen Schwestermarken Jahn Reisen, ITS, Meiers Weltreisen und Travelix mit Reisetermin im Zeittraum vom 01. November 2022 bis 28. Februar 2023 im Vergleich zu den Buchungen mit Reisetermin im Zeitraum vom 01. November 2019 bis 29. Februar 2019 zum Stichtag 23. Februar 2023 bzw. 21. Februar 2020.
 

Mein Kommentar
Kommentieren
Auch interessant
Newsletter
Artikel weiterempfehlen

Dieser Beitrag hat Ihnen gefallen?
Dann empfehlen Sie ihn doch Ihren Kollegen weiter.