Es ist ein kleiner Rekord: Ganze 520 Organisationen, die sich für Kinder und Jugendliche einsetzen, können sich in diesem Jahr über die Unterstützung des Förderpenny freuen. Warum es in diesem Jahr wider Erwarten besonders viele Bewerbungen gab, welchen Einfluss die aktuelle gesellschaftliche Lage auf das Projekt hat und wieso der Förderpenny weiter wachsen will: Wir haben mit Projektleiterin Kathrin Daivandran gesprochen.
one: 2015 ist der Förderpenny erstmals gestartet. Wie hat sich das Projekt seitdem entwickelt?
Kathrin Daivandran: Der Förderpenny ist ein Wettbewerb für Organisationen, die sich um Kinder und Jugendliche kümmern. 2015 haben wir klein angefangen mit einem Pilotprojekt in Hamburg und haben das Projekt dann von Jahr zu Jahr ausgeweitet. 2018 gab es den Förderpenny erstmals in ganz Deutschland, da haben wir 40 Gewinnerorganisationen gekürt. In diesem Jahr haben wir die Anzahl der aktuellen Förderpenny-Gewinner auf 520 erhöht, davon sind 260 Aufrundungsempfänger. Wir wachsen also weiter und haben die Vision, dass in Zukunft jeder PENNY Markt einmal einen Förderpenny-Gewinner küren wird.
2018 haben wir außerdem begonnen, auch die Kundschaft einzubeziehen: Unsere Kund:innen im Markt können an der Kasse ganz einfach „Stimmt so!“ sagen und damit den Einkauf auf den nächsten 10-Cent-Betrag aufrunden. Die so gesammelten Spenden erhält ein lokaler Verein ein ganzes Jahr lang.
Kathrin Daivandran
one: Wie funktioniert die Mechanik des Förderpenny?
Kathrin Daivandran: Der Förderpenny läuft über das ganze Jahr hinweg. Zu Beginn des Jahres geht es los mit der Bewerbungsphase: Organisationen können sich online unter förderpenny.de bewerben. In diesem Jahr haben wir Deutschland insgesamt in 260 Nachbarschaftsregionen eingeteilt. Aus jeder Region haben wir zwei Gewinner ausgewählt. Diese beiden Organisationen treten dann gegeneinander an und sammeln Stimmen; der Erstplatzierte erhält in diesem Jahr 1.500 Euro Preisgeld, der Zweitplatzierte 1.000 Euro. Aus allen Erstplatzierten nominieren wir dann nochmals Organisationen, die zu einer der fünf regionalen Preisverleihungen im Oktober und November eingeladen werden. Mit den Preisverleihungen endet sozusagen das Förderpenny-Jahr. Für die 260 Erstplatzierten beginnt gleichzeitig jedoch das Spendenjahr, das heißt, ab dann erhalten sie für ein volles Jahr lang die Kund:innen-Spenden aus unserer Aufrundungs-Aktion.
one: Warum habt ihr euch mit dem Förderpenny für einen so regionalen Ansatz entschieden?
Kathrin Daivandran: PENNY ist der Discounter in der Nachbarschaft. Daher soll auch der Förderpenny regional und lokal wirken. Wir wollen unseren Kund:innen zeigen: Es gibt da eine lokale Organisation, die wir als PENNY unterstützen und die auch du als Kund:in unterstützen kannst.
one: Kinder und Jugendliche spüren die Folgen der Pandemie unverändert mit großer Wucht. Habt ihr das bei den Bewerbungen für den Förderpenny gespürt?
Kathrin Daivandran: Ja, das haben wir tatsächlich gespürt. Zunächst dachten wir, dass wir eher weniger Bewerbungen erhalten werden, weil viele Projekte wie zum Beispiel Jugendfreizeiten aufgrund von Corona nicht umgesetzt werden konnten. Aber wir haben tatsächlich mehr Bewerbungen erhalten – verstärkt beispielsweise für die Gestaltung von Außenbereichen, zum Beispiel von Schulgärten oder Schulhöfen. Es gab außerdem viele Bewerbungen für digitale Angebote wie Online-Coachings für Kinder und Jugendliche – etwa gegen Einsamkeit oder Mobbing.
one: Die Pandemie ist noch nicht komplett überwunden, da tut sich schon das nächste große Problem auf: Durch den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine und die daraus resultierenden hohen Energiepreise sinkt das verfügbare Einkommen von Familien. Was bedeutet diese Entwicklung für die Kinder- und Jugendförderung?
Kathrin Daivandran: Da die Bewerbungsphase Ende März beendet war, hat sich diese Entwicklung noch nicht auf das diesjährige Projekt ausgewirkt. Es ist jedoch stark davon auszugehen, dass dies spätestens in der nächsten Bewerbungsphase, die Mitte Dezember dieses Jahres startet, der Fall sein wird. Wir vermuten, dass insbesondere die Anzahl der Projekte, bei denen es um die Versorgung mit Mahlzeiten geht, aber auch Spracherwerbs-Projekte für geflüchtete Kinder stark zunehmen werden.
one: Seit August dieses Jahres ist Lukas Podolski Förderpenny-Botschafter. Wie ist die Idee entstanden, den ehemaligen Nationalspieler als Botschafter zu gewinnen und was verspricht PENNY sich davon?
Kathrin Daivandran: Wir haben schon länger mit dem Gedanken gespielt, ein prominentes Gesicht für den Förderpenny zu finden, das das Projekt den Kund:innen noch näherbringt. Dabei war uns wichtig, dass es jemand ist, der sich außerhalb seines Berufs für Kinder und Jugendliche einsetzt. Da war Lukas Podolski als Identifikationsfigur perfekt geeignet, da er sich schon seit vielen Jahren im Sportbereich für Kinder und Jugendliche engagiert. Wir sind überzeugt, dass der Fußball-Weltmeister von 2014 über seine große Bekanntheit dem Förderpenny eine neue Plattform geben kann.
Lukas Podolski
one: Welches ist dein Herzensprojekt aus den letzten Jahren?
Kathrin Daivandran: Es beeindruckt mich jedes Jahr aufs Neue, mit wie viel Herzblut die Ehrenamtlichen bei der Sache sind – egal ob sie sich in einem kleinen Verein engagieren oder in einer großen Organisation wie die Caritas. Ein Beispiel: Im letzten Jahr hat ein sehr kleiner Verein, der nur aus zwei Mitgliedern besteht und in Gießen Bücher an Kinder verteilt, den dritten Platz beim Förderpenny-Bundespreis gewonnen. Die beiden Organisatoren waren zu Tränen gerührt, als sie 2.500 Euro für ihr Projekt gewonnen haben. Ansonsten finde ich die Projekte sehr wichtig, die auf ein bestimmtes gesellschaftliches Problem aufmerksam machen: Der Bundespreisträger aus dem letzten Jahr, der Kinder- und Jugendhilferechtsverein, kümmert sich beispielsweise um Jugendliche, die in staatlicher Obhut, etwa in einem Heim, gelebt haben und mit der Volljährigkeit aus dieser Fürsorge entlassen werden. Der Verein kümmert sich um diese Jugendlichen, indem er ihnen mit Workshops und Programmen die Unterstützung bietet, die sie brauchen, um ihr Leben selbstständig führen zu können.