Lesedauer: 4 Minuten
Pro & Contra
Was früher schön war und warum es heute besser ist
War früher wirklich alles besser? Warum die Ausbildung heute anders sein muss und was früher dennoch schön war, darüber tauschen sich eine aktuelle Auszubildende und eine Führungskraft, die vor 20 Jahren ins Berufsleben startete, aus.
Vom Kundenfang und Wett-Tackern
Zu meiner Lehrzeit gab es noch keine Scanner-Kassen, das heißt, jeder einzelne Artikel musste separat preisausgezeichnet werden. Wir Azubis untereinander haben immer einen kleinen Wettbewerb daraus gemacht: Wer zeichnet am schnellsten und am besten die Ware aus? Ich kann Ihnen sagen, so manches Mal gab es einen schönen Krampf im Unterarm, nachdem man eine Lage H-Milch durchetikettiert hatte...
Diese Art der Preisauszeichnung war sehr, sehr mühselig, die Klebeetiketten hielten auch nicht immer so, da ist es heute schon deutlich einfacher.
Damals durfte ich mich während meiner Ausbildungszeit an die Kasse setzen. Es gab noch keine Scanner-Kassen, sondern nur Registrierkassen. Da man die Preise der einzelnen Artikel händisch eingeben musste, hatte ich viele, viele Preise im Kopf, was bei den heutigen Azubis – glaube ich – nicht mehr so der Fall ist.
Zu meiner Ausbildungszeit hat der Handel versucht, den Kunden immer in so genannte Welten zu fangen. Man setzte hohe 2,20 Meter hohe Obst- und Gemüse-Regale ein, mit Spiegelkästen, ließ den Kunden in ein ‚L‘ laufen, so dass er gar nicht geradeaus durch den Markt gehen konnte. Die Philosophie war eher: „Stell dem Kunden alles in den Weg, damit er kauft!“.
Zu meiner Lehrzeit gab es noch keine Scanner-Kassen, das heißt, jeder einzelne Artikel musste separat preisausgezeichnet werden. Wir Azubis untereinander haben immer einen kleinen Wettbewerb daraus gemacht: Wer zeichnet am schnellsten und am besten die Ware aus? Ich kann Ihnen sagen, so manches Mal gab es einen schönen Krampf im Unterarm, nachdem man eine Lage H-Milch durchetikettiert hatte...
Diese Art der Preisauszeichnung war sehr, sehr mühselig, die Klebeetiketten hielten auch nicht immer so, da ist es heute schon deutlich einfacher.
Damals durfte ich mich während meiner Ausbildungszeit an die Kasse setzen. Es gab noch keine Scanner-Kassen, sondern nur Registrierkassen. Da man die Preise der einzelnen Artikel händisch eingeben musste, hatte ich viele, viele Preise im Kopf, was bei den heutigen Azubis – glaube ich – nicht mehr so der Fall ist.
Zu meiner Ausbildungszeit hat der Handel versucht, den Kunden immer in so genannte Welten zu fangen. Man setzte hohe 2,20 Meter hohe Obst- und Gemüse-Regale ein, mit Spiegelkästen, ließ den Kunden in ein ‚L‘ laufen, so dass er gar nicht geradeaus durch den Markt gehen konnte. Die Philosophie war eher: „Stell dem Kunden alles in den Weg, damit er kauft!“.
Daher kommt auch der Begriff ‚Stolpertruhe‘. Heutzutage wird der Kunde nicht mehr ‚eingefangen‘. Die systemische Anordnung der Ware soll überzeugen und damit den Kunden zum Kauf animieren. Als Kunden habe ich einen freien Blick in den Markt.
Die Disposition erfolgte seinerzeit über einen Ordersatz, in den händisch die Bestellungen eingetragen wurden. Unsere Aufgabe als Azubis war es dann, den Ordersatz – damals schon über 250 Seiten stark und eng bedruckt – in ein Datenfernübertragungsgerät einzulesen und dann über die normale Telefonleitung mit einem so genannten Muff zu senden.
Wenn die Hintergrundgeräusche im Markt – kassieren, Einkaufswagengeklapper – zu laut waren, so störte dies die Übertragung, die etwa fünf bis zehn Minuten, je nach Fuhrengröße, dauerte, und man konnte wieder ganz von vorne anfangen, diese Daten zu übertragen.
Schön war, dass wir in der Berufsschule einen Lehrer hatten, der uns zum Thema Warenkunde schulte. Das war ein selbstständiger REWE-Kaufmann im Ruhestand. Durch diesen Lehrer habe ich mir sehr viel Warenkundewissen angeeignet. Nicolas Bräutigam, Auszubildender von 1993 bis 1994
Wenn die Hintergrundgeräusche im Markt – kassieren, Einkaufswagengeklapper – zu laut waren, so störte dies die Übertragung, die etwa fünf bis zehn Minuten, je nach Fuhrengröße, dauerte, und man konnte wieder ganz von vorne anfangen, diese Daten zu übertragen.
Schön war, dass wir in der Berufsschule einen Lehrer hatten, der uns zum Thema Warenkunde schulte. Das war ein selbstständiger REWE-Kaufmann im Ruhestand. Durch diesen Lehrer habe ich mir sehr viel Warenkundewissen angeeignet. Nicolas Bräutigam, Auszubildender von 1993 bis 1994
Reine Fachvermittlung reicht heute nicht mehr aus!
Vielleicht denken Sie jetzt: Eine 19-jährige Auszubildende aus dem zweiten Lehrjahr hat doch gar keine Ahnung, was der Unterschied zwischen einer Ausbildung früher und heute ist? Aber glauben Sie mir, mit diesem Thema werde ich nahezu wöchentlich im Büro konfrontiert! Die häufigste Aussage, die mir in so einem Gespräch mit Kollegen begegnet: „Also so etwas hat es bei uns früher nicht gegeben!“
Die klaren Vorteile einer Ausbildung heute sehe ich in der Wissensvermittlung, die sich in den vergangenen Jahren stark verändert hat: Zum einen wird der Lehrstoff heute mit Hilfe moderner Lehrmethoden vermittelt. So wird der Lerninhalt zum Beispiel oft von den Schülern selbst in kleinen Gruppen erarbeitet und später mittels verschiedener Präsentationstechnicken den Mitschülern vorgestellt. Reine „Frontbeschallung“ gehört der Vergangenheit an.
Zum anderen wird nicht nur reines Fachwissen vermittelt, sondern es wird viel mehr Wert auf die Vermittlung von Schlüsselqualifikationen gelegt. Und das ist auch gut so! Was bringt es mir, wenn ich ein Zielgebiet mit jeder Bushaltestelle auswendig gelernt habe, aber nicht weiß, wie ich richtig mit einem Kunden umgehe?
Vielleicht denken Sie jetzt: Eine 19-jährige Auszubildende aus dem zweiten Lehrjahr hat doch gar keine Ahnung, was der Unterschied zwischen einer Ausbildung früher und heute ist? Aber glauben Sie mir, mit diesem Thema werde ich nahezu wöchentlich im Büro konfrontiert! Die häufigste Aussage, die mir in so einem Gespräch mit Kollegen begegnet: „Also so etwas hat es bei uns früher nicht gegeben!“
Die klaren Vorteile einer Ausbildung heute sehe ich in der Wissensvermittlung, die sich in den vergangenen Jahren stark verändert hat: Zum einen wird der Lehrstoff heute mit Hilfe moderner Lehrmethoden vermittelt. So wird der Lerninhalt zum Beispiel oft von den Schülern selbst in kleinen Gruppen erarbeitet und später mittels verschiedener Präsentationstechnicken den Mitschülern vorgestellt. Reine „Frontbeschallung“ gehört der Vergangenheit an.
Zum anderen wird nicht nur reines Fachwissen vermittelt, sondern es wird viel mehr Wert auf die Vermittlung von Schlüsselqualifikationen gelegt. Und das ist auch gut so! Was bringt es mir, wenn ich ein Zielgebiet mit jeder Bushaltestelle auswendig gelernt habe, aber nicht weiß, wie ich richtig mit einem Kunden umgehe?
Auch im Betrieb hat sich einiges zum Positiven verändert: Wir Auszubildende können unsere Wünsche und Ideen im Betrieb oft mit einbringen, arbeiten an eigenen Projekten und können einige Teile unserer Ausbildung selbst gestalten. Neigungswünsche werden beim Einsatzplan oft berücksichtigt. So wird uns schon früh die Möglichkeit gegeben, uns „auszuprobieren“ und eine Fachrichtung zu finden, auf die wir uns nach der Ausbildung spezialisieren möchten. Die Arbeit gewinnt somit an Reiz und ist für jeden individuell gestaltbar.
Alles in allem kommt es zwar immer noch auf ein ordentlich geführtes Berichtsheft an, aber es wird nicht mehr auf eine akkurate Feinschrift geachtet, sondern ob die Zusammenhänge der Tätigkeit verstanden wurden.
Eine Berufsausbildung muss sich dem aktuellen Berufsbild anpassen und soll einen Auszubildenden auf das spätere Arbeitsleben optimal vorbereiten. Das tut sie nur, wenn der Ausbildungsplan stetig verändert wird. Den einen perfekten Ausbildungsplan gibt es also nicht – doch mit meinem bin ich total zufrieden. Saskia Horten, Tourismuskauffrau im 2. Lehrjahr, DER Touristik Köln
Alles in allem kommt es zwar immer noch auf ein ordentlich geführtes Berichtsheft an, aber es wird nicht mehr auf eine akkurate Feinschrift geachtet, sondern ob die Zusammenhänge der Tätigkeit verstanden wurden.
Eine Berufsausbildung muss sich dem aktuellen Berufsbild anpassen und soll einen Auszubildenden auf das spätere Arbeitsleben optimal vorbereiten. Das tut sie nur, wenn der Ausbildungsplan stetig verändert wird. Den einen perfekten Ausbildungsplan gibt es also nicht – doch mit meinem bin ich total zufrieden. Saskia Horten, Tourismuskauffrau im 2. Lehrjahr, DER Touristik Köln
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