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Essen aus dem 3D-Drucker - Genuss oder Grusel?
Wer keine Lust auf Kochen hat, könnte sich schon bald die Pizza aus dem 3D-Drucker fertigen lassen. Doch haben die Foodprinter wirklich Zukunft? Auf jeden Fall sollte man die Vorteile nicht außer Acht lassen, findet Jörg Hirt (links im Bild), IT-Consultant Research & Standards im Bereich Informationstechnologie bei der RIS.REWE-Kaufmann Stefan Grubendorfer kontert: Wo bleibt da der Genuss und wo die Wertschätzung des Lebensmittels?
Zwei Kollegen - zwei Meinungen.
Zwei Kollegen - zwei Meinungen.
Pro // Die schöne neue Welt des Prosument
Nach Kunststoff, Titan und Stahl sollen nun auch Lebensmittel gedruckt werden. Auch wenn man dem Schnitzel aus dem Drucker zunächst eher skeptisch gegenübersteht, sollte man die Vorteile bedenken. Um nur einmal zwei Stichworte zu nennen: Spezialnahrung und Welternährung. Spezialnahrung: Durch einen Lebensmitteldrucker lassen sich die Menge und die Nährstoffe exakt auf die individuellen Bedürfnisse der Konsumenten anpassen: die Größe, die Festigkeit, der Kaloriengehalt, der Zusatz an Vitaminen oder Omega-3-Fetten können den Bedürfnissen angepasst werden: Für Senioren wenig Kohlenhydrate und viel Kalzium, für Sportler wenig Fett und massig Proteine. Ältere, gelähmte oder krebskranke Menschen erhalten häufig püriertes Essen, zum Beispiel Fleisch- oder Karottenbrei. Lebensmitteldrucker können hier helfen. Der Patient erhält dann ein genau auf ihn abgestimmtes Essen, etwa eine Putenbrust, die eine exakt abgemessene Fettmenge enthält, deren Größe dem Appetit des Patienten entspricht und die weder zu hart noch zu weich in der Konsistenz ist. Auch beim Geschmack kann ein Lebensmitteldrucker optimieren. So kann etwa die Porengröße von Brot genau austariert werden, was sich dann positiv auf den Geschmack und das Mundgefühl auswirkt.
Nach Kunststoff, Titan und Stahl sollen nun auch Lebensmittel gedruckt werden. Auch wenn man dem Schnitzel aus dem Drucker zunächst eher skeptisch gegenübersteht, sollte man die Vorteile bedenken. Um nur einmal zwei Stichworte zu nennen: Spezialnahrung und Welternährung. Spezialnahrung: Durch einen Lebensmitteldrucker lassen sich die Menge und die Nährstoffe exakt auf die individuellen Bedürfnisse der Konsumenten anpassen: die Größe, die Festigkeit, der Kaloriengehalt, der Zusatz an Vitaminen oder Omega-3-Fetten können den Bedürfnissen angepasst werden: Für Senioren wenig Kohlenhydrate und viel Kalzium, für Sportler wenig Fett und massig Proteine. Ältere, gelähmte oder krebskranke Menschen erhalten häufig püriertes Essen, zum Beispiel Fleisch- oder Karottenbrei. Lebensmitteldrucker können hier helfen. Der Patient erhält dann ein genau auf ihn abgestimmtes Essen, etwa eine Putenbrust, die eine exakt abgemessene Fettmenge enthält, deren Größe dem Appetit des Patienten entspricht und die weder zu hart noch zu weich in der Konsistenz ist. Auch beim Geschmack kann ein Lebensmitteldrucker optimieren. So kann etwa die Porengröße von Brot genau austariert werden, was sich dann positiv auf den Geschmack und das Mundgefühl auswirkt.
Welternährung: Die Wissenschaft ist sich einig, dass das derzeitige System zur Nahrungserzeugung nicht ausreicht, um zwölf Milliarden Menschen (Mitte des nächsten Jahrhunderts) zu ernähren. In Zukunft werden wir gezwungen sein, unser Verständnis, was wir als Nahrung ansehen, zu ändern. Algen, Wasserlinsen, Gras und Insekten sind zwar aufgrund ihres hohen Proteingehaltes nährstoffreich aber aufgrund ihrer Form und Konsistenz eher unbeliebt. Lebensmitteldrucker können helfen, diese Nährstoffquellen zu erschließen und die Ernährungsprobleme der Welt zu lindern. Die Nährstoffe liegen in Pulverform vor, welches 15 bis 30 Jahre haltbar ist. Und gedruckt wird nur für den direkten individuellen Verbrauch.
Lebensmittelverschwendung könnte der Vergangenheit angehören. Die 3D-Lebensmitteldrucker werden die Lebensmittelzubereitung nicht revolutionieren oder gar einen guten Koch ersetzen, sie werden aber eine Ergänzung für spezielle Anwendungsgebiete und damit eine Lösungsoption für zukünftige Probleme sein.
Jörg Hirt
Contra // „Ich finde den Gedanken furchtbar“
Leider passt diese Erfindung in unseren technikverliebten und -verspielten Zeitgeist. Aber nicht alles, was technisch machbar ist, macht auch Sinn. Ich finde den Gedanken furchtbar, die Mahlzeit per Knopfdruck von einer Maschine drucken zu lassen. Es ist die Anonymisierung auf die Spitze getrieben, vergleichbar mit Astronautenkost.
Schon heute wissen viele Kinder nicht, wie ihre Nahrung im Rohzustand aussieht, und es gibt Kinder, für die sind Kühe lila. Dass Fleisch und Wurst von vormals lebenden Tieren stammen, wird zunehmend verdrängt. Wie soll da Wertschätzung für die Mittel zum Leben entstehen, wenn schon heute große Wissenslücken nach Aufklärung rufen?
Wertschätzung aber ist die Voraussetzung für Genuss. Nur wer Herkunft und Bestandteile seiner Nahrung kennt und um die Bedeutung frischer Lebensmittel weiß, weiß diese auch zu schätzen und zu genießen. Kochen und Essen sind eben kein notwendiges Übel und mitnichten Zeitverschwendung.
Unsere Lebensmittel werden auch in Zukunft die Funktion haben, nicht nur ein Sättigungsgefühl herbeizuführen, sondern auch ein Stück Lebensqualität bleiben.
Leider passt diese Erfindung in unseren technikverliebten und -verspielten Zeitgeist. Aber nicht alles, was technisch machbar ist, macht auch Sinn. Ich finde den Gedanken furchtbar, die Mahlzeit per Knopfdruck von einer Maschine drucken zu lassen. Es ist die Anonymisierung auf die Spitze getrieben, vergleichbar mit Astronautenkost.
Schon heute wissen viele Kinder nicht, wie ihre Nahrung im Rohzustand aussieht, und es gibt Kinder, für die sind Kühe lila. Dass Fleisch und Wurst von vormals lebenden Tieren stammen, wird zunehmend verdrängt. Wie soll da Wertschätzung für die Mittel zum Leben entstehen, wenn schon heute große Wissenslücken nach Aufklärung rufen?
Wertschätzung aber ist die Voraussetzung für Genuss. Nur wer Herkunft und Bestandteile seiner Nahrung kennt und um die Bedeutung frischer Lebensmittel weiß, weiß diese auch zu schätzen und zu genießen. Kochen und Essen sind eben kein notwendiges Übel und mitnichten Zeitverschwendung.
Unsere Lebensmittel werden auch in Zukunft die Funktion haben, nicht nur ein Sättigungsgefühl herbeizuführen, sondern auch ein Stück Lebensqualität bleiben.
Mein Verständnis für Handel deckt sich mit der Möglichkeit dieser technischen Entwicklung in keiner Weise. Es wird auch zukünftig entscheidend sein, wie wir die Ware präsentieren.
In unserer Wettbewerbssituation ist es unabdingbar, auf gute Mitarbeiter und eine perfekt inszenierte Warenpräsentation zu setzen.
Auch die Sinne werden in Zukunft immer wieder aufs Neue angesprochen werden müssen, um den Kunden von unserer Leistung zu überzeugen. Ich bin der Auffassung, dass wir in Zukunft in unseren Märkten Essen zubereiten und Kochkurse und Ernährungsberatung anbieten müssen. Dies geschieht schon in Ansätzen, es muss aber als Leistung viel stärker herausgestellt werden.
Stelle sich doch einmal jemand vor, dass durch Datenklau ein gesamtes Geschäftsmodell innerhalb von Stunden zugrunde geht. Wir müssen uns auch in Zukunft mit unseren Standorten durch Kommunikation und als Treffpunkt für Jung und Alt im Wettbewerb unverzichtbar machen. Stefan Grubendorfer
In unserer Wettbewerbssituation ist es unabdingbar, auf gute Mitarbeiter und eine perfekt inszenierte Warenpräsentation zu setzen.
Auch die Sinne werden in Zukunft immer wieder aufs Neue angesprochen werden müssen, um den Kunden von unserer Leistung zu überzeugen. Ich bin der Auffassung, dass wir in Zukunft in unseren Märkten Essen zubereiten und Kochkurse und Ernährungsberatung anbieten müssen. Dies geschieht schon in Ansätzen, es muss aber als Leistung viel stärker herausgestellt werden.
Stelle sich doch einmal jemand vor, dass durch Datenklau ein gesamtes Geschäftsmodell innerhalb von Stunden zugrunde geht. Wir müssen uns auch in Zukunft mit unseren Standorten durch Kommunikation und als Treffpunkt für Jung und Alt im Wettbewerb unverzichtbar machen. Stefan Grubendorfer
Würden Sie Ihr Essen selbst ausdrucken oder lassen Sie sich lieber beim Einkauf inspirieren?
So etwas kann und will ich mir nun beim besten Willen nicht vorstellen, denn für mich ist Essen ein sehr sinnliches Erlebnis, bei dem ich mit allen Sinnen genießen will, was man eben nur kann, wenn die Mahlzeit am besten selbst gekocht frisch auf dem Teller landet. Zudem denke ich, dass man bei dem Pulver, das zum Drucken der Mahlzeiten gebraucht wird, noch viel weniger kontrollieren kann, woher es überhaupt kommt geschweige denn, was eigentlich drin ist. Für mich eine absolut gruselige Vorstelung - so etwas brauche ich nicht wirklich!
die Älteren unter uns werden sich erinnern: Duchemin alias Louis de Funès 1976 in "Brust oder Keule" - die Vorstellung künstlich hergestellter Lebensmittel fand ich schon damals schrecklich, daran hat sich nichts geändert. Und für diejenigen, die heute nicht genug zu essen haben, wird der Lebensmitteldrucker auch keine Lösung sein, weil Ihnen a) die Mittel und b) die technischen Voraussetzungen fehlen. Bon Apetit!