Wahre Geschichten mit authentischen Darstellenden gelten als Qualitätsmerkmal bei Filmen. Zwei Filme und eine Serie zeigen, dass es damit gar nicht so weit her ist. Autor und Regisseur Wes Anderson etwa, der sich zur Freude des Publikums noch nie um Wahres und Echtes geschert hat, scharte für „Asteroid City“ ganz Hollywood um sich. Schauspielerin Emily Cox verleiht in „Alma und Oskar“ einer der umstrittensten Frauen der Kunst- und Literaturgeschichte ihre ganz persönliche Note. Und der HBO-Fünfteiler „White House Plumbers“ macht aus der Watergate-Affäre slapstickhafte Satire.
Wo vorher ein Asteroid war, der vor rund 1.000 Jahren in die nordamerikanische Wüste fiel – worum in den 50er Jahren das US-Militär eine kleine Stadt, ein Schulausflugsziel und eine Art Jugend-forscht-Festival baute – , ist jetzt ein Alien. Eigentlich eine weltbewegende Angelegenheit, wenn es sich nicht nur um ein Theaterstück handeln würde, das ein erfolgreicher, junger Autor kurz vor seinem Tod geschrieben hat. Aber was wollte er uns damit sagen? Darum macht sich eine stellare Besetzung, unter der Spielleitung von Wes Anderson, ein paar sehr schräge und originelle Gedanken.
Wes Anderson
Die vielgepriesene Authentizität in Filmen, bei Regisseur Wes Anderson sucht man sie vergeblich. Was man stattdessen bekommt, sind geschliffene Dialoge aus den Mündern hoch reflektierter Charaktere, denen ausgesprochen originelle Dinge passieren, an skurrilen Orten mit erlesener Farbpalette und staubtrockenem Humor. Seit seinem ersten Kurzfilm 1994 („Bottle Rocket“) hat der 1969 in Houston Texas geborene Filmemacher neun Spiel- (darunter „Moonrise Kingdom“, 2012) und zwei Animationsfilme (etwa „Der fantastische Mr Fox“, 2009) gedreht, die alle unverkennbar seine Handschrift tragen.
Filmgenre: Komödie
Länge: 106 Minuten
Regie: Wes Anderson
Mit: Jason Schwartzman, Scarlett Johansson, Tom Hanks, Edward Norton, Matt Dillon
Altersfreigabe: ab 12
Verleih: Universal Pictures Germany
Spezialisiert auf spannende Episoden aus der österreichischen Kunstgeschichte, hat sich Regisseur Dieter Berner nach „Egon Schiele – Tod und Mädchen“ (2016) nun in „Alma und Oskar“ die frühfeministische Musikerin und Kunstmäzenin Alma Mahler-Werfel vorgenommen. Die Affäre zwischen ihr, dem Mittelpunkt der Wiener Kunst- und Musikszene und dem jungen Expressionisten Oskar Kokoschka zu Beginn des vorigen Jahrhunderts, bringt beide lustvoll an den Rand der Existenz. Emily Cox und Valentin Postlmayr machen diese Amour fou zu einem Kinoerlebnis bis in die letzte Sitzreihe.
Emily Cox
Mit einem englischen Vater und einer irischen Mutter – beide hauptberufliche Pianisten – wird der 1985 in Wien geborenen Emily Cox die internationale Karriere förmlich in die Wiege gelegt. Tatsächlich ist es eine tragende Rolle in der britischen Historien-Serie „The Last Kingdom“ (2015 – 2022), die sie international bekannt macht. In der deutschsprachigen Kinolandschaft gehört Cox seit ihrem Leinwanddebüt 2011 in Marie Kreutzers „Die Vaterlosen“ zu den festen Schauspielgrößen. Übrigens, wenn man Emily Cox in „Alma und Oskar“ Klavier spielen sieht, hört man ihre Mutter.
Filmgenre: Tragödie
Länge: 89 Minuten
Regie: Dieter Berner
Mit: Emily Cox, Valentin Postlmayr, Virginia Hartmann, Wilfried Hochholdinger
Altersfreigabe: ab 16
Verleih: Alamode Film
Ab: 6.7.2023
Weiße Haus-Satiren à la „West Wing“ und „House of Cards“ stehen nach wie vor hoch im Kurs. Regisseur David Mandel, der sich als Inszenator von Julia Louis-Dreyfus als Vizepräsidentin in der Serie „Veep“ einen Namen gemacht hat, widmet sich in „White House Plumbers“ einem echten, sehr berühmten Fall, der aus dieser Perspektive noch nie beleuchtet wurde: Watergate. Was eigentlich als Desavouierung der demokratischen Partei geplant war, führte 1974 zum Rücktritt des republikanischen Präsidenten Richard Nixon. Woody Harrelson und Justin Theroux als konspiratives Duo in schmutziger Mission fügen der realen Satire noch einen charmanten Hauch von Slapstick hinzu.
Genre: Politkomödie
Länge: ca. 280 Minuten
Regie: David Mandel
Mit: Woody Harrelson, Justin Theroux, Lena Headey, Domhnall Gleeson, Judy Greer
Altersfreigabe: ab 6
Seit: 26.5.2023 auf Sky Atlantic
Gebiete erobern und besiedeln, Städte bauen und Mieten und Zölle einfordern kann jeder, sei es per Brettspiel oder digital. Aber wie sieht es mit der Renaturnierung aus, oder gar mit rewildering, also der Wiederherstellung des natürlichen Zustands, bevor der Mensch eingegriffen hat? „Terra Nil“ aus der südafrikanischen Spieleschmiede Free Lives Games widmet sich den Themen entsiedeln, entsiegeln und deregulieren. Ziel ist es, ein natürliches Gleichgewicht zwischen Flora und Fauna nicht nur herzustellen, sondern auch nachhaltig am Laufen zu halten.
Art: Strategie Spiel
Entwickler: Free Lives Games
Erhältlich für: Android, iOS, Windows
Adresse: terranil.com