Das Ziel ist ambitioniert. Bis Ende 2030 will die REWE Group ausschließlich umweltfreundlichere Eigenmarkenverpackungen einsetzen. Bereits heute gibt es viele gute Ideen. Einige waren jetzt in Köln zu sehen.
Die Gelegenheit zum bereichsübergreifenden Austausch wurde gerne und intensiv genutzt (Fotos: Achim Bachhausen)
Welche umweltfreundlicheren Verpackungsalternativen gibt es aktuell in der REWE Group? Und an welchen Lösungen wird derzeit gearbeitet? Um weitere Potentiale aufzudecken und die Zusammenarbeit zu stärken, kamen rund 80 interne Experten erstmals zu einem bereichs- und länderübergreifenden Austausch zusammen – vom Einkauf über das Category Management bis zum Qualitätsmanagement.
Doch was ist überhaupt die „optimale“ Verpackung? Längst nicht jeder Kunststoff ist zu 100 Prozent recycelbar, weiß der Experte Joachim Christiani von der Firma Cyclos. Mal scheitert es an der Farbe, mal an der nicht vorhandenen Entsorgungstechnologie, mal am Verhalten der Verbraucher. Für Letzteres dient gerne der (Bio-)Joghurtbecher als Beispiel. Dieser kann nur dann wiederverwertet werden, wenn Deckel, Papierbanderole und Becher vor der Entsorgung voneinander getrennt werden, was aber leider häufig nicht passiert.
Da ist es gut zu wissen, was mit gutem Willen und pfiffigen Ideen möglich ist. Thomas Reissig (Verdesoft GmbH) hatte einige nachhaltige Verpackungslösungen aus gut verwertbaren Materialien – von der Tube für Kosmetika bis zum Gittereimer für Tomaten – mitgebracht und lieferte damit eine gute Grundlage für weitere Fachgespräche.
Marcel Weber, Geschäftsleiter Ware Eigenmarke National & International
one: Mit zahlreichen Experten aus der REWE Group und externen Referenten war der Aufwand für die Fachtagung ja nicht gerade gering. Offenbar gab es dafür gute Gründe?
Marcel Weber: Es gibt schon einen Arbeitskreis Verpackungen, dieser besteht aus jeweils einem Vertreter aus jedem Warenbereich sowie Vertretern von Toom Baumarkt, PENNY International und der RIAG. Neu war die bereichsübergreifende Zusammensetzung aus der ganzen REWE Group. Die Veranstaltung hatte mit 80 Teilnehmern ein hohes Niveau, sowohl quantitativ als auch qualitativ. Der Wissenstransfer wurde von allen begrüßt und ist sehr wichtig, denn das Thema Verpackungen ist sehr komplex und auch kompliziert.
one: Können Sie das konkretisieren?
Marcel Weber: Die Herausforderungen sind sehr unterschiedlich: Sie reichen von internen Zielkonflikten, die bewertet und ausbalanciert werden müssen, über Herausforderungen bei der technischen Umsetzbarkeit bei unseren Lieferanten bis hin zu Lösungen, die durch andere Marktteilnehmer, wie zum Beispiel Entsorger oder Kunststoffhersteller, entwickelt werden müssen. Allein im Eigenmarkeneinkauf haben wir es mit circa 30 unterschiedlichen Verpackungstypen zu tun. Im letzten Jahr haben wir es uns als Ziel gesetzt, bis Ende 2030 100 Prozent unserer Eigenmarkenverpackungen umweltfreundlicher zu gestalten. Bei der Umsetzung dieses Ziels liegt unser Fokus derzeit aufgrund des hohen Volumens auf Kunststoffverpackungen.
one: Wie war das Feedback der Teilnehmer?
Marcel Weber: Ich habe nur positive Rückmeldungen bekommen. Von den Teilnehmern kam der Vorschlag und der ausdrückliche Wunsch, das Knowhow REWE-Group-intern zu bündeln und eine Plattform zu gründen, also zum Beispiel eine Art Online-Wikipedia für Verpackungen. Ganz klar im Vordergrund stand die bessere, bereichsübergreifende Vernetzung und der Wissensaustausch. Im Rahmen der Veranstaltung sind bereits erste, spannende Ideen entstanden, die nun weiterverfolgt werden sollen. Ziel ist es, unsere Vorreiterposition zum Thema Verpackungen auszubauen.
one: Frau Schirra, mit dem hier vorgestellten Fachaustausch Ware „Umweltfreundliche Verpackungen“ startet ein neues Format. Wie kam es zu diesem Format, was steckt hinter der Idee?
Claudia Schirra: Wir bieten als REWE Group eine Vielzahl von Entwicklungs- und Qualifizierungsmöglichkeiten an. Letztes Jahr haben wir mit Vertretern der großen nationalen und internationalen Geschäftseinheiten aus der Vogelperspektive geprüft: Wo haben wir noch Lücken, wo können wir Potenziale heben? Da lag es auf der Hand, das interne Know-how aus den jeweiligen Fachbereichen noch besser zu nutzen, um aktuelle Herausforderungen zielführend anzupacken. So entstand als Formatidee der Fachaustausch Ware, quasi nach dem Motto „Wenn die REWE Group wüsste, was die REWE Group weiß“, und Ware Handel Deutschland und Handel International waren sofort davon überzeugt, dass der Fachaustausch für sie von großem Nutzen sein kann.
„Es steckt enormes Wissen in der REWE Group“Claudia Schirra, Funktionsbereichsleiterin Learning Centerone: Der Fachaustausch Ware ist ja im weitesten Sinne eine Form der Weiterbildung. Warum wird nicht einfach ein Seminar zu dem Thema angeboten?
Claudia Schirra: Das hat vor allem zwei Gründe: Zum einen steckt ein enormes Wissen im Unternehmen. Viele Kollegen haben sich bereits erfolgreich mit Herausforderungen auseinandergesetzt. Und gerade bei so spezifischen Fachthemen wie Verpackungslösungen bringt es einen ungeheuren Mehrwert, von denen zu profitieren, die die Grenzen und Rahmenbedingungen kennen. Zum anderen ist ein gutes Netzwerk in der heutigen, sehr komplexen Welt unabdingbar. Das kann sich jeder in der REWE Group aufbauen, zum Beispiel durch solche Veranstaltungen, in denen gezielter Austausch und gemeinsames Arbeiten an echten Praxisfragen im Vordergrund steht.
one: Das Feedback der Teilnehmer war durchgehend sehr gut. Wie geht es jetzt weiter für das Format Fachaustausch Ware?
Claudia Schirra: Wir freuen uns über das tolle Feedback auf dieses Pilotprojekt – und über die guten Ergebnisse. Die Verantwortlichen sind dabei, die Ergebnisse umzusetzen und die Durchführung weiterer Workshops zu prüfen. Der Bereich Ware berät im Herbst über mögliche weitere Fachaustausch-Workshops fürs kommende Jahr. Und wir gehen gemeinsam mit anderen interessierten Fachbereichen, beispielsweise Rechnungswesen, in die Planung eines eigenen Fachaustauschs 2020.