one: Herr Wiemer, wie beurteilen Sie die wirtschaftliche Lage von Toom 2017?
REWE Group-Vorstandsmitglied Frank Wiemer
Frank Wiemer: Wir sind solide, aber leicht unter Plan in das Jahr 2017 gestartet. Das Frühjahr hat uns dann durch das gute Wetter und den dazu passenden Sortimentsmix ab Anfang März bis Mitte April zu guten Umsätzen von bis zu 20 Prozent über Plan verholfen. Leider mussten wir danach in der Frühjahrsaison wetterbedingt Federn lassen. Zurzeit liegt der Umsatz leicht über dem des Vorjahres, aber entspricht nicht den uns gesetzten Zielen aus der Planung. Dies liegt auch an einer sich immer stärker verschärfenden Konkurrenzsituation im Markt. Einige unserer Mitbewerber verschärfen ihre Preispolitik immer deutlicher und wir müssen hier reagieren – auch auf Kosten der Spanne.
In der Summe bewegen wir uns mit unserer Umsatzentwicklung auf Branchenniveau und müssen weiter an allen möglichen Stellschrauben drehen, um die uns gesetzten Umsatz- und Ergebnisziele erreichen zu können. Doch nicht nur die stationären Händler müssen wir im Auge behalten, auch und gerade im Online-Bereich kommen stetig neue Wettbewerber hinzu. Das führt unweigerlich zu einer weiteren Veränderung der Wettbewerbssituation.
one: Wie steht der Vorstand zur Strategie von Toom?
Frank Wiemer: Der Vorstand steht voll hinter der Cross-Channel-Strategie. Die Entscheidung, in den nächsten Jahren auch zu Lasten des Ergebnisses hier deutlich zu investieren, ist dafür ein eindeutiges Zeichen.
one: Nun sind Sie ja auch selbst viel in Märkten unterwegs. Wie erleben Sie die Toom Märkte?
Frank Wiemer: Egal ob Süd, Ost, West oder Nord – alle unsere Märkte haben unsere DNA verinnerlicht. Das freut mich besonders, denn es bietet der Marke Toom eine breite Basis für unsere zukünftige Entwicklung. Unsere Märkte sind „gut in Schuss“. Das Erscheinungsbild sowie Sauberkeit und Ordnung sind durchweg positiv zu bewerten. Verbesserungsbedarf sehe ich noch in der Warenpräsenz im Regal. Hier müssen wir die Abstimmung zwischen Zentrale und Markt noch verbessern, um vor allem Sortimentswechsel und Regalumbauten für den Kunden möglichst „unsichtbar“ ablaufen zu lassen.
Aber auch die starke Belastung, verursacht durch den Wandel unserer analogen Welt zu einer immer stärker digitalisierten, ist mir bewusst geworden. Umso mehr freut es mich, dass ich bei meinen Besuchen auf freundliche und engagierte Mitarbeiter treffen darf. Das ist unsere Stärke und das spiegelt auch der aktuelle Kundenmonitor wider.
one: Stichwort „Kundenmonitor“: Toom hat das selbstgesteckte Ziel, Obi zu überholen, das eigentlich erst für 2019 anvisiert war, bereits jetzt erreicht. Sind wir damit schon am Ziel?
Frank Wiemer: Natürlich freut es mich, dass wir schneller als geplant dieses Zwischenziel erreicht haben. So etwas ist immer nur möglich, wenn alle an einem Strang ziehen. Also sollten wir kurz unseren Erfolg genießen. Aber Obi wird alles daransetzen, das wieder zu ändern, und wird ebenfalls weiter Gas geben. Unser nächstes Ziel ist es, unter die besten drei zu kommen. Also müssen wir am Ball bleiben und Kontinuität zeigen, denn oben zu bleiben ist schwerer, als hochzukommen.
one: Welche Anstrengungen gibt es, das stationäre Geschäft weiterzuentwickeln?
Frank Wiemer: Wir werden das stationäre Geschäft in Zukunft nicht isoliert betrachten und weiterentwickeln können. Denn es wird nicht DEN Kunden geben, der entweder nur stationär oder nur online einkauft. Unser Cross-Channel-Projekt ist die Reaktion auf diesen Trend. Wir werden das stationäre Geschäftsmodell und Online-Aktivitäten zu einem integrierten Geschäftsmodell entwickeln müssen. „Click & Reserve“, das bereits in 16 Toom Baumärkten getestet wird, ist ein gutes Beispiel dafür. Man sucht online aus, was man braucht, und kann es sich im Markt abholen. Auch das Projekt Formatentwicklung ist hierbei ein wichtiges Thema, das sich mit zukunftsweisenden Produktpräsentationen, Services und neuen Arbeitsmethoden für unsere Märkte beschäftigt.
one: Können Sie uns zum Abschluss noch einen kurzen Ausblick auf 2018 geben?
Frank Wiemer: Der Wettbewerbsdruck in der Baumarktbranche wird auch 2018 weiter hoch sein. Dies wird sich noch einmal durch die immer stärkere Präsenz im Bereich Online verschärfen. Wir werden also zukünftig zum einen stationär gegen Obi, Bauhaus und Hornbach bestehen müssen. Aber auch online werden uns unsere stationären Mitbewerber begegnen – und zusätzlich typische Online Pure Players, wie zum Beispiel Amazon. Meine geschilderten Eindrücke aus den Märkten, wie auch die bereits genannten Projekte, stimmen mich jedoch positiv, dass wir in diesem Wettbewerbsumfeld bestehen können. Wir sollten unsere Cross-Channel-Strategie und die damit verbundene Verschmelzung von stationärem und Online-Geschäft dabei nicht als Risiko, sondern als Chance sehen.