Ankommen – in Jimmy Gawdis Biografie hätte das Verb mehrfach Platz. Das Wort zieht sich wie ein roter Faden durch sein Leben: ankommen in der Schule, ankommen im Beruf, ankommen bei REWE, ankommen in der Selbstständigkeit, ankommen bei Mitarbeitern und Kunden.
Von Achim Bachhausen
Erstmals angekommen war der Afghane, der mit seiner Familie in Kabul lebte, vor 23 Jahren im Ruhrgebiet, das seine neue Heimat wurde. Obwohl er kein Wort Deutsch sprach, kam er in der Schule an: „Nach nur zwei Jahren war ich Klassenbester“, lacht der 34-Jährige, dessen Lebensweg, Ausdauer, Fleiß und Leistungsbereitschaft flankieren – allesamt Tugenden, die sich für viele Menschen als hilfreich erweisen, für einen Einwanderer allerdings noch mehr.
Dankbar und bodenständig: Jimmy Gawdi hat seine Förderer, allen voran Stefan Lenk, nicht vergessen (Foto: Achim Bachhausen) Zielstrebig verfolgte Jimmy Gawdi seinen Berufswunsch: „Ich habe Kaufmannsblut in den Adern und wollte wie mein Vater und mein Bruder Kaufmann werden.“ Doch welche Ausbildung konkret und vor allem wo? In dieser Situation zeigte sich, dass auch ein Quäntchen Glück nicht schaden kann. Es war seine Musiklehrerin, die den Kontakt zur Bochumer Kaufmannsfamilie Lenk herstellte. Der inzwischen verstorbene Seniorchef Erich Lenk gab dem jungen Mann eine Chance. Jimmy Gawdi: „Mir hat die Arbeit im REWE-Markt sofort zugesagt. Ich wusste, hier erwartet Dich jeden Tag etwas Neues.“ Es sollte nicht das letzte Mal sein, dass sich Gawdi bei wichtigen Entscheidungen auf sein Bauchgefühl verlassen würde. Jedenfalls nutzte der Schüler die Chance und legte eine vorbildliche kaufmännische Karriere hin: Ausbildung, FEP, Handelsfachwirt.
Berufliche Stationen
2000 bis 2003 | Ausbildung zum EH-Kaufmann |
2003 bis 2004 | Abteilungsleiter Obst & Gemüse |
2004 bis 2011 | Stellvertretender Marktleiter |
2011 bis 2012 | Marktleiter |
2012 bis 2014 | Marktmanager Seit September |
2014 | Selbstständiger Kaufmann in Selm |